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Rezension zu
Die leuchtende Republik

Fieberhaft und mitreißend

Von: Lesereien
31.10.2022

Andrés Barbas Roman "Die leuchtende Republik" spielt am Ende des 20. Jahrhunderts in San Cristóbal, einer kleinen und an den Urwald angrenzenden Stadt. Die Geschichte beginnt, als dort plötzlich eine Gruppe wilder Kinder aus dem Urwald auftaucht. Sie sind alle zwischen sieben und dreizehn Jahre alt, sprechen ihre eigene Sprache, die niemand versteht und gehören bald zum Stadtbild. Als es jedoch in einem Supermarkt zu einer Gewalteskalation kommt, beschließen die Stadtbewohner, gegen die Kinder vorzugehen. Schon der erste Satz verrät, dass die zweiunddreißig Kinder sterben werden. Ihre anarchisch-utopische Form des Zusammenlebens, die ganz eigenen Regeln folgt, ohne Anführer auskommt und manchmal auf Diebstahl und Gewalt zurückgreifen muss, wird somit durch die Erwachsenen zerschlagen. “Die leuchtende Republik” bewegt sich irgendwo zwischen William Goldings Roman “Lord of the Flies” und Verena Güntners Roman “Power”, wobei er letzterem deutlich näher kommt, aber trotz dieser naheliegenden Vergleiche ganz für sich selbst steht, da er andere Schwerpunkte setzt, aus einer eigenen Perspektive und vor allem aus einem anderen kulturellen und historischen Kontext heraus erzählt. Er stellt meiner Meinung nach die kulturell fest verankerte Idee von Kindheit und von kindlicher Unschuld in Frage. Gleichzeitig zeichnet er ein Verhältnis zwischen Erwachsenen/Eltern und Kindern nach, das sich im Handumdrehen von Fürsorge in Misstrauen, Unverständnis und sogar Angst wandelt. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Rebellion der Kinder im Roman für den Bruch mit einer Gesellschaft steht, die Ungleichheiten nicht nur bewusst toleriert, sondern sie verstärkt und dafür sorgt, dass Ungleichheit zwischen Bevölkerungsgruppen (Indigenen und Weißen) zum Kern der Gemeinschaft wird. “Die leuchtende Republik” habe ich als eine reiche und beeindruckende Lektüre wahrgenommen, die teilweise auch etwas Fieberhaftes hat, dicht und dringlich erzählt ist und mitzureißen weiß. Obwohl es für viele Leser wohl nicht die erste Geschichte ist, in der es um den Aufstand einer Gruppe von Kindern geht, vermag der Roman hervorzustechen und auch das ist durchaus bemerkenswert.

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