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Rezension zu
Eine Insel

Eine starke Geschichte über Gewalt, Misstrauen und die Angst vor dem Fremden

Von: Lesereien
23.10.2022

Samuel arbeitet seit zwanzig Jahren als Leuchtturmwärter auf einer einsamen Insel, als eines Tages ein Mann angespült wird. Zunächst hält Samuel den Körper für einen Leichnam, doch dann bewegt sich der Mann und verändert das einsame und isolierte Leben, das Samuel auf der Insel für so lange Zeit geführt hat, nachhaltig. Die beiden Männer sprechen nicht dieselbe Sprache und sind unterschiedlicher Herkunft, doch trotzdem weckt die Ankunft des Mannes Erinnerungen in Samuel. Erinnerungen an Vertreibung, Gewalt und Ungerechtigkeit, die sein Leben geprägt haben. Als Leser hat man das Gefühl, das auf dieser Insel alles in komprimierter Form stattfindet. Sie wird zu einer Art geschlossenen Gesellschaft, in der das Schicksal des Menschen die anderen Menschen sind. Samuels Versuch, sich von der Welt abzuwenden, sich hinter einer Mauer aus Steinen zu verbarrikadieren, die er unermüdlich um die Insel herum baut, scheitert. Damit zerfällt auch die unterbewusste Mauer, die gedanklich seine Kindheits- und Jugenderinnerungen umgibt. Das Unterdrückte und Aufgestaute, aber auch der ewige Kreislauf von Gewalt, der nicht zu durchbrechen ist, dringen an die Oberfläche. Jennings erzählt mit “Eine Insel” die Geschichte eines namenlosen afrikanisches Landes, das zuerst unter der Kolonialmacht zu leiden hatte, um kurz darauf in diktatorische Strukturen zu rutschen. Und obwohl Samuel als Protagonist nicht namenlos bleibt, ist auch sein Schicksal eines unter vielen. Die Ankunft des fremden Mannes bestätigt diese Idee. Der Roman nimmt somit die Form einer Parabel an, die sich nicht auf ein Schicksal und auf eine Landesgeschichte beschränken will, sondern versucht, ihre Gültigkeit auszuweiten. Ich habe “Eine Insel” als starkes Buch empfunden, das mit Nachdruck, aber gleichzeitig nicht aufdringlich von Gewalt, Misstrauen, von der Angst vor dem Fremden, Isolation, Verlust und der Verschränkung von individuellem Schicksal und Politik erzählt. Es steckt voller Symbole, kräftiger Bilder und Szenen, die vor allem im Nachgang zum Denken anregen und dazu beitragen, das man den Roman nicht so schnell vergessen kann.

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