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Rezension zu
Penelope und die zwölf Mägde

Ein Mythos, neu erzählt

Von: Alexandra (The Read Pack)
22.10.2022

„Penelope und die zwölf Mägde“ ist die Neuübersetzung des 2005 erschienenen Romans „Die Penelopiade“. Die Übersetzung wurde von Marcus Ingendaay und Sabine Hübner erstellt und hat mich absolut beeindruckt. Ich mag den aktuellen Trend historische Sagen und Legenden neu aufzubereiten und modern zu erzählen. Da werden aus zeitlosen Stoffen mit moderner Sprache noch einmal ganz neue Leseerlebnisse gemacht. Und „Penelope und die zwölf Mägde“ ist wirklich ein Erlebnis. Wir alle kennen Odysseus und die Odyssee. Wir haben besiegte Zyklopen, verführte Göttinnen, Seeungeheuer und andere Abenteuer vor Augen. Aber was machte eigentlich Odysseus Frau Penelope in der Zeit allein auf Ithaka? Margaret Atwood gibt ihr endlich eine Stimme. Eine herrlich kluge, bissige und witzige Stimme. Penelope spricht, jetzt nach ihrem Tod, aus dem Hades (also dem Jenseits) über diese anstrengende und nervenaufreibende Zeit. Die Erwartungen an sie als Frau, die Herausforderungen einen Haushalt allein zu führen und sich mit List und Tücke vor heiratswilligen Männern zu schützen. Ein kurzes Buch das von der ersten bis zur letzten Seite Spaß macht und Staunen lässt. Penelope wird zur Heldin ihrer eigenen Odyssee. Denn der Plauderton täuscht. Gerade gegen Ende als Atwood auf den Machtkampf um Ithaka und das Schicksal der Mägde eingeht, wird es spannend. Nicht nur erzählerisch sondern auch teilweise kulturhistorisch spannend. Sie spricht über sexuelle Gewalt, weibliche (Ohn)Macht und über die Rollenzuweisung in der Odyssee. Weil es eben auch Deutungen gibt, die Penelope und die Mägde wesentlich mächtiger wirken lassen, als uns sonst klassisch erklärt wird. In einigen Quellen wird die Ermordung der Mägde eher als Bruch in religiösen /gesellschaftlichen Strukturen interpretiert, denn als das wilde Gemetzel, welches die Odyssee beschreibt. All das liest sich unheimlich spannend und stellt toll den männlich gefärbten Blick in Frage, den wir sonst auf viele Mythen haben. Genau darin liegt die Stärke dieses Textes. Margaret Atwood hat mir einen neuen Blick auf eine unterschätzte Figur der Historie gewährt. Wie gerne behalte ich diese Penelope im Kopf, statt der muffigen Version, die ich zuvor lernte.

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