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Rezension zu
Der Sandkasten

Ein sezierend geschriebener Roman, der sich (auch satirisch) mit der politischen Kultur der Gegenwart auseinandersetzt

Von: eschenbuch
17.10.2022

Inhalt: Lange Zeit war Kurt Siebenstädter ein gefragter und gern gehörter Journalist. Doch die Welt hat sich geändert: Immer wieder eckt Siebenstädter mit seinen Äußerungen an; es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er eine terminale Grenze übertritt, sodass er für seinen Sender untragbar wird. Doch dann ändert sich von einem Tag auf den nächsten alles… Persönliche Meinung: „Der Sandkasten“ ist ein politischer Gegenwartsroman von Christoph Peters. Der Roman spielt an einem einzelnen Tag zu Beginn des zweiten Lockdowns: dem 9. November 2020 (Der 9. November wird häufig als „Schicksalstag“ der deutschen Geschichte bezeichnet, was die Wahl dieses Tages als Handlungszeitpunkt umso interessanter macht). Erzählt wird die Handlung hauptsächlich aus der personalen Erzählperspektive von Kurt Siebenstädter (kurzzeitig wird auch die personale Perspektive von Prof. Bernburger, einem Gesundheitsexperten, eingenommen, aber diese fällt inhaltlich nicht so stark ins Gewicht). Trotz der personalen Perspektive erhält man tiefe Einsichten in die Gedankenwelt Siebenstädters: So finden sich häufig innere Monologe, in denen sezierend die Gedanken Siebenstädters offengelegt werden. Dabei offenbart sich Siebenstädter als zynischer und polemischer Anti-Held, der nahezu eigenschaftslos ist. Genau genommen hat er eine primäre Eigenschaft, mit der er bisher immer erfolgreich war: Er hinterfragt alles, räsoniert permanent, kommt aber nie zu einem endgültigen Ergebnis. Jetzt, wo diese Eigenschaft auf seiner Arbeit nicht mehr gefragt ist, fängt er an, das Räsonieren nach innen – auf sich selbst – zu richten, wodurch ihm bewusst wird, wie zerrissen er eigentlich ist. Dies führt letztlich zur eigenen Selbstdemontage. Neben Siebenstädter spielt auch die (politische) Öffentlichkeit der Gegenwart eine Rolle: Mehrfach baut Peters Figuren in die Handlung ein, die verschiedenen Politikern nachempfunden sind. Der Titel „Der Sandkasten“ besitzt dabei eine zweifache Bedeutung: Einerseits ist Siebenstädter, dadurch, dass er nie zu einer Meinung kommt und alles hinterfragt, formbar wie Sand. Andererseits erinnern die Konflikte innerhalb der Handlung und die Verhaltensweisen, die die Figuren an den Tag legen, an Sandkastenspiele: Die Figuren treten weniger als Erwachsene und stärker als große Kinder auf. Der Erzählstil von Christoph Peters ist häufig parataktisch, erzähltechnisch werden mehrfach schnelle Schnitte genutzt. Trotz der syntaktischen Komplexität ist der Text aber sehr flüssig lesbar und klar formuliert. Insgesamt ist „Der Sandkasten“ ein sezierend geschriebener Roman, der sich (auch satirisch) mit der politischen Kultur der Gegenwart auseinandersetzt.

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