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Rezension zu
Penelope und die zwölf Mägde

Kurzweilig und amüsant

Von: ein.lesewesen
15.10.2022

Was für ein kurzweiliges, amüsantes Vergnügen! Was, wenn dir Penelope ihre Geschichte und die ihres Göttergatten heute aus ihrer Sicht erzählen würde? Die Story ist schnell erzählt. Wahrscheinlich erinnert sich jeder daran, dass Penelope auf ihren »großen Helden« Odysseus wartet, bis der sich endlich bequemt, nach Hause zu kommen, während sie von einer Meute machtgieriger Freier belagert war, die jeden Rock anbaggerten, der sich bei Hofe rumtrieb, und sich einem nicht enden wollenden Gelage hingaben. Bis natürlich Odysseus heimkehrt und ein großes Blutbad anrichtet. Dass dabei auch 12 Mägde ihr Leben lassen mussten, war mir allerdings entfallen. Jetzt wo Penelope als Schatten durch den Hades geistert, rechnet sie mit den Geschichtsschreibern ab. Penelope erzählt uns auf eine saloppe Art ihr Leben. Wie es war, die Tochter eines Königs zu sein, die nur einen Zweck zu erfüllen hatte, nämlich günstig verheiratet zu werden, dann einen Thronerben zu zeugen und bitteschön die Klappe zu halten. Die immer im Schatten ihre Cousine Helena stand, diesem Flittchen im Troja-Kostüm mit Bling-Bling. Denn Intelligenz, denn davon hatte Penelope reichlich, stand damals nicht hoch im Kurs, zumindest bei Frauen. Mit einem Schulterzucken blickt sie auf ihre Hochzeit als 15-Jährige mit Odysseus, dem gar nicht so heroischen Typen mit dem »Fasskörper« und den zu kurzen Beinen. Was sie von ihm hält, sagt sie ganz deutlich: ein notorischer Lügner, verschlagen und gewissenlos. Aber bei den Göttern, irgendwann lernt sie, ihn doch zu lieben. Doch dann löst ihre Cousine den trojanischen Krieg aus – ihr erinnert euch an ihre Flucht mit diesem Schönling Paris? Nein? Macht nix. Tja und dann nimmt das Drama seinen Lauf. Auch das mit den 12 Mägden, an die ich mich immer noch nicht erinnern konnte. Als ich das Buch sah, hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich einließ, da nicht mal eine Leseprobe existierte. Okay, griechische Mythologie geht immer, dachte ich. Aber dass ich hier eine so erheiternde Abrechnung mit dem Heldenepos bekomme, hätte ich nicht erwartet. Es ist eine Entheroisierung Odysseus und Entmystifizierung der Götterwelt – an beidem hegt Penelope berechtigte Zweifel. Sie verhöhnt die Geschichtenschreiber, die ihr eine so naive Rolle zugeschrieben haben und wehrt sich gegen die Gerüchte über ihr Sexualleben. Angeblich habe sie ja mit einigen Bewerbern geschlafen. Wir kennen ja inzwischen viele Versionen über Odysseus, allerdings aus der männlichen Sicht, die sie aber nur belächeln kann, da sie vor Übertreibungen und Eigenlob nur so strotzen. Sie ist aber nicht das anklagende Weib, dass sich in die Opferrolle begibt, sondern reflektiert auch ihre Mitschuld. Und jetzt kommen wir wieder zu den ominösen 12 Mägden, die aufgeknüpft wurden – aber das solltet ihr selbst lesen. Zum Abschluss macht Margaret Atwood noch einen gelungenen Schlenker ins 21. Jahrhundert und stellt die Frage, wie viel Odysseus heute wohl noch in den Männern steckt. Denn zu Penelopes Zeiten war es üblich, an Wiedergeburt zu glauben. Ach ja, vielleicht sollte ich noch kurz sagen, dass diese Mägde ihren Auftritt im Chor á la griechische Tragödie haben, also in Versform. Hört sich vielleicht altbacken und dramatisch an, ist es aber nicht. Das Buch hat wirklich von der ersten bis zur letzten Seite Spaß gemacht.

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