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Rezension zu
Nebenan

Ein einfühlsamer und zugleich sehr kraftvoller Roman

Von: Steffi
27.09.2022

Eine junge Familie verschwindet von einem auf den anderen Tag spurlos. Einige Menschen aus der Nachbarschaft kreisen gedanklich um dieses verlassene Haus. Unter ihnen Julia und Chris, deren Kinderwunsch bisher unerfüllt blieb, sowie die Anfang sechzigjährige Astrid, die sich um ihre Tante sorgt, Drohbriefe erhält und sich zugleich nach einer vor Jahren verlorenen Freundschaft sehnt. In "Nebenan" herrscht ab der ersten Seite eine besondere melancholische und wehmütige Stimmung, die sich wie ein roter Faden durch die Seiten zieht und den Roman dadurch zu einer perfekten Lektüre für den Herbst macht. Die Charaktere, die allesamt auf ihre ganz eigene Art einsam und in einer Form der Sprachlosigkeit gefangen sind, verstärken diesen Effekt noch. Da ist zum einen Julia, die sich sehnlichst ein eigenes Kind wünscht, als neu Zugezogene in der Gegend bislang keine neuen Kontakte knüpfen konnte und mit ihren Gedanken meist alleine ist. Das Zugehen auf fremde Menschen fällt ihr schwer und anstatt sich ein Herz zu fassen, zieht sie sich immer wieder in sich zurück. Auch Astrid kämpft mit ihrer Einsamkeit, möchte ihre alte Freundschaft zu Marli wieder aufleben lassen, doch fehlt ihr dazu schlicht der Mut. Verbunden sind diese Personen auf verschlungene Weise durch das verlassene Haus, dessen Bewohner ihnen bis zu ihrem plötzlichen Verschwinden ebenfalls fremd blieben. Kristine Bilkau zeichnet ihre beiden Hauptprotagonistinnen Julia und Astrid, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, mit viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen. In ganz leisen und bedächtigen Tönen erzählt sie von ihren verzagten Versuchen, ihre Einsamkeit zu überwinden. Das leerstehende Haus verstärkt dieses Gefühl noch und verleiht der Geschichte zudem einen Hauch von Bedrohung. Doch auch die weiteren Themen sind keine leichten: Julias Kinderlosigkeit, die Drohbriefe an Astrid und noch einige mehr beschäftigen die Gedankenwelt der beiden Frauen. Und obwohl dies ganz schön viele Themen für die knapp 300 Seiten sind, wirkt der Roman auf keiner Seite überfrachtet. Dennoch hätte ich die beiden gerne ein Stück weiter begleitet und würde mir eine Fortsetzung wünschen, in denen wir erfahren, welchen Verlauf ihr weiteres Leben nimmt. Fazit: "Nebenan" ist ein leiser und zugleich sehr kraftvoller Roman, dem es gelingt, unseren Sehnsüchten nach Geborgenheit und Zugehörigkeit auf feinfühlige Weise Ausdruck zu verleihen. (4,5/5).

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