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Rezension zu
Sea Change - Eindrücke einer bedrohten Schönheit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Krakenfreundschaft

Von: Myriade
18.09.2022

Beim Salzburger Mosaik Verlag, der zur Randomhouse-Gruppe gehört, gibt es Vielfältiges zu entdecken und nicht zuletzt diesen umwerfenden Bildband. Vorausgeschickt: die Fotos sind eine wahre Augenweide, man wird richtig hineingezogen in diese fantastische Wasserwelt. Ebenso vorausgeschickt: es gibt auch einen Film zu diesem Projekt. Unter „Mein Lehrer der Krake“ findet man ihn leicht, es gibt ihn aber auch bei Netflix. Er ist sehr sehenswert. Die beiden Autoren zeigen fantastische Makros von sehr vielen Bewohnern – tierischen und pflanzlichen – der Tangwälder an der südafrikanischen Westküste vom Kap der Guten Hoffnung bis zum Kap Agulhas. Wegen meines großen Interesses für Oktopusse begeistern mich besonders die Portraits der Kraken. Diese faszinierenden bunten Strukturen, der Blick in ihre Augen aus größter Nähe! Ich liebe diese Darstellungen, bei denen man die Strukturen der Haut und sonstiger Organe genau sieht. Viele dieser Fotos haben Qualitäten von abstrakten Gemälden. Aus meiner Sicht rund um die Fotos gibt es auch Text. Man kann es natürlich auch so sehen, dass der Text von den Fotos illustriert wird. Es ging Craig Foster und Ross Frylink jedem für sich um das Eintauchen in eine äußere faszinierende Welt ebenso wie um das Tauchen in die eigene Psyche und Vergangenheit. Beide sind gerade ein paar Meter von der Küste und den Tangwäldern aufgewachsen und haben sehr früh zu tauchen begonnen. Auch die Texte sind ein Eintauchen in eine fremde, faszinierende Welt mit Bewohnern, die die unglaublichsten Eigenschaften und Fähigkeiten haben. „Ich war überwältigt als ich zum ersten Mal in das Auge eines Gestreiften Katzenhais blickte und sich darin ein ganz anderes Universum spiegelte. Der Hai sammelt Aragonit (eine Kristallform von Calciumcarbonat) aus dem Meerwasser und baut daraus auf der Rückseite seines Auges einen glänzenden Spiegel auf. dies befähigt ihn, in dem dunklen Wald das schwache Mondlicht zu verstärken und sich nachts zu orientieren. Er sieht bei schwachem Licht zehnmal besser als ich“ S 44 Bei den Tauchgängen, den Reisen ins Abenteuer, lebt Craig Foster seine eigene Theorie über die Verbindung des Menschen zur Natur. „Wir sind überaus anpassungsfähig, aber unser frühes evolutionäres Erbe taucht immer wieder in unserem Seelenleben auf. Wir sehnen uns nach unseren Wurzeln in der Wildnis. Wenn wir sie nicht nähren, fühlen wir uns entfremdet, nicht mit uns selbst in Einklang. Wir fühlen uns gespalten, als verlorene Wesen, die sich in einem immer enger werdendem Kreis des Wahnsinns drehen. Jeder Schritt zurück zu unserer Quelle, zu unserem Ursprung, bringt uns jener positiven Kraft näher, die man Liebe nennen könnte. Die Wildnis lebt als ein Archetypus in den Tiefen unserer Seele fort. Diese Prägung lässt sich nicht auslöschen.“ S 90 Auch für das in der Kalahari lebende Volk der San und ihre Felsmalereien interessieren sich die beiden Autoren und integrieren deren Kunst und Kultur in ihre Betrachtungen über das Verhältnis von Mensch und Natur. Es gibt daher in dem Buch auch einige Fotos von solchen Felsmalereien. Die nicht ganz einfachen Lebensgeschichten der beiden Autoren werden ebenfalls in die Begegnungen mit den Meereslebewesen verwoben. Am meisten beeindruckt hat mich die Begegnung zwischen Mensch und Krake. Foster schildert seine Freundschaft mit einem Krakenweibchen und es kommt kein Zweifel auf, dass es sich um eine Beziehung handelt, die man als Freundschaft zwischen zwei Species bezeichnen kann. Besonders eindrucksvoll kann man im Film sehen, wie die beiden einander berühren, ja geradezu miteinander kuscheln. Der wissenschaftliche Zugang zum Meer wird in einem Vorwort von dem Meeresbiologen Jannes Landschoff vertreten, der auch mit Foster und Frylinck im Rahmen des Sea Change Projekts taucht und in einer Einleitung von Jane Goodall, die meint, (…) dass Menschen tiefe und starke Beziehungen zu vielen verschiedenen Lebensformen aufbauen können S11 Dass Sea Change Projekt entwickelt sich offenbar prächtig: In dieser Gruppe der „Waldfans“ sind alle Altersgruppen vertreten – von 15 bis 75 – über Generationen hinweg sind Freundschaften entstanden, miteinander verflochten durch die Kraft des Meeres. Dieses gemeinsame Interesse daran, Geschichten zu erzählen und sich über Flora und Fauna auszutauschen, steht im Zentrum der ursprünglichen Naturerfahrung des Menschen, und es verbindet den Menschen mit der Wildnis und die Wildnis mit dem Menschen“ S 329

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