Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Haie in Zeiten von Erlösern

Die literarische Entdeckung Hawaiis

Von: ein.lesewesen
12.09.2022

Die Geschichte ist so komplex, dass es mir schwerfällt, alles in nur wenige Sätze zu packen. Sie vereint vieles, eine sehr bewegende Familiengeschichte, eine große Portion Gesellschaftskritik, Einblicke in die Kultur, das Leben und die Mythen Hawaiis. Es wird aber weniger mythisch, als es zunächst scheint. Durch den Niedergang der Zuckerrohrindustrie verliert Vater Augie seine Arbeit und muss mit Nebenjobs seine Familie über Wasser halten. Das reicht aber nicht, um die Familie vor dem finanziellen Ruin zu retten. Durch den fortschreitenden Tourismus auf den Inseln und dem täglichen Überlebenskampf entfernt sich Hawaii immer weiter von ihrer ursprünglichen Kultur, Wohlstand ist das Privileg weniger, die Familie Flores ein Beispiel Tausender, die am Rande der Gesellschaft und im Schatten der florierenden Metropole leben. »Das Königreich Hawai’i war schon lange zerstört – der atmende Regenwald und die singenden grünen Riffe zermalmt vom Haole-Kommerz (Weiße) der Beach-Resorts und Wolkenkratzer -, und so lange schon rief das Land.« S. 9 Bevor die Familie aus ihrem Tal wegzieht, um Arbeit zu finden, unternimmt sie mit ihren drei Kindern einen Bootsausflug. Der damals 7-jährige Nainoa fällt dabei ins Meer, doch die Haie, die ihn umkreisen, bringen ihn wohlbehalten zum Boot zurück. Das scheint die große Wendung zu sein. Denn seit dem Tag besitzt Noa magische Kräfte und kann Krankheiten durch Handauflegen heilen. Eine Legende ist geboren und gleichzeitig eine Hoffnung, denn seine Gabe bringt zusätzliches Geld ein. Aber seine Gabe ist Segen und Fluch zugleich. Die Geschwister Kaui und Dean stehen im Schatten ihres Bruders. Das ursprüngliche Familiengefüge beginnt sich zu verschieben. Um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen, schicken sie sie zum Studium auf das amerikanische Festland. Wir erleben die großartige Geschichte aus den einzelnen Perspektiven der Familienmitglieder. Jeder versucht auf seine Weise, mit Noas Gabe umzugehen und seinen Weg zu finden. Es dauert, bis auch Kaui und Dean ihre Talente erkennen. Verstreut in verschiedenen Städten sind sie allerdings immer Fremde, die Sehnsucht nach der Heimat bleibt, aber auch die Suche nach der eigenen Identität, ihren indigenen Wurzeln. Jeder der Charaktere hat eine unverkennbare Stimme, jeder ist vielschichtig und authentisch. Kawei Strong Washburn schaffte es, mir sein Land zu zeigen, von dem ich nur wenig wusste. Denn Hawaii ist viel mehr als nur Traumstrände und Postkartenmotive. Die tiefgründige Familiengeschichte ist vielschichtig und berührend. Sie bringt die Sehnsucht der Hawaiianer nach ihrer Ursprünglichkeit zum Ausdruck. Ich bin durch den Roman wie auf einer Welle geritten. Hin und her gerissen zwischen den Charakteren, die gefangen sind zwischen zwei Welten. Wie die Geschwister an sich selbst und an Nainoas Gabe zerbrechen, und sich am Ende wieder aufrichten. Kritisch schildert er die soziale Realität, die Armut und Perspektivlosigkeit der Menschen in seiner Heimat. Ein Paradies, das vor dem touristischen Ausverkauf steht. Doch er zeichnet auch ein Bild der Hoffnung und Rückbesinnung zur Natur. Mit seinem Debüt hat er einen starken Eindruck bei mir hinterlassen, der wohl noch eine Weile nachhallen wird.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.