Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Nachtwanderung

Frauenfreundschaft und ihre dunklen Facetten

Von: litera.lilly
29.08.2022

Die Freundschaft zwischen zwei Frauen, für mich eine literarisch super spannende Thematik, greift Cornelia Achenbach in ihrem Roman "Nachtwanderung" auf, stellt sie in den Mittelpunkt, richtet den Fokus aus, dreht und wendet sie und schafft es so, auch die dunklen, unergründlichen Seiten einer Freundschaft zu beleuchten, "the dark side of the moon" einer Freundschaft quasi. Ines und Kerstin waren beste Freundinnen zu Schulzeiten, bevor Kerstin von einem Tag auf den anderen plötzlich verschwand und Ines in einer Schockstarre zurückblieb. Jetzt, 20 Jahre später, lebt Ines mit ihrer eigenen Familie längst nicht mehr im Heimatort und hat alle Verbindungen zur Schulgemeinschaft hinter sich gelassen. Und doch, die Erinnerung an Kerstin lässt sie nicht los. Nie hat jemand Kerstins Platz einnehmen können, noch immer fühlt sie sich tief mit ihr verbunden, sie ist die Person, die an ihrer Seite sein sollte. Als sie eine Einladung zu einem Klassentreffen erhält und in die Heimat fährt, werden Erinnerungen wieder wach. Auch die Erinnerungen an die eine verhängnisvolle Nacht, kurz bevor Kerstin verschwand. Der Roman lebt von einer sanften Spannung, die sich zwar dezent im Hintergrund hält, mir beim Lesen aber dennoch ein stetiger und angenehmer Begleiter war. Der unbekannte Grund für Kerstins Verschwinden ist der Dreh- und Angelpunkt, um den die Geschichte kreist und der das Leben von Ines und Kerstin aus den Fugen gehoben hat. Die schlussendliche Auseinandersetzung mit dieser einen Nacht und der eigenen Rolle darin hätte ich mir noch etwas umfassender gewünscht, genug Anknüpfungspunkte für die eigenen Gedanken sind aber in jedem Fall vorhanden. Und der Roman bietet auch über die Themen Freundschaft und Verlust hinaus zahlreiche Möglichkeiten zur Identifikation mit der eigenen Jugend - wenn eure Jugend in den 90er Jahren lag, dann seid bereit für ein wenig Nostalgie. Sehr gut gelungen sind die feinen Beschreibungen von Dynamiken einer Freundschaft, in die neben Vertrautheit, Loyalität und Zuneigung auch Konkurrenz und Neid hineinspielen können. Ein Buch, das zum Reflektieren einlädt und mir Lust auf mehr Literatur zu Freundschaften zwischen Frauen gemacht hat.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.