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Rezension zu
Lehne deine Einsamkeit sanft an meine

Verzaubernd

Von: Martine_H
24.08.2022

"Manchmal frage ich mich, ob mein ganzes Leben eine Suche nach Schönheit gewesen ist. Schönheit in der Mathematik, Schönheit in der Literatur und in der Musik. Es fühlt sich so an, dass sich in Mathematik hineindenken und Literatur zu verfassen eng miteinander verwandt sind. Während Autoren sich als Poeten im Universum der Sprache betätigen, suchen Mathematiker Poesie in der Sprache des Universums". Rakel lebt in ihrer eigenen Welt. Schon als Kind fördert ihr Vater, der selbst Wissenschaftler ist, ihre Begabung für Zahlen und Formen wie auch die Musik. Durch einen Mathematikprofessor Jakob Krogstad, taucht Rakel auch in die Welt der Literatur ein. Beide interessieren sich sehr für einen Briefwechsel zwischen Sofja Kowalewskaja, der ersten weiblichen Universitätsprofessorin für Mathematik und Karl Weierstrass, einem der größten Mathematiker dieser Zeit, der Sofja Privatunterricht gab, da sie anfangs an der Universität nicht angenommen wurde. Die innige Auseinandersetzung mit diesen beiden Wissenschaftlern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Jakobs Wunsch einen Roman darüber zu verfassen, lässt auch ihn und Rakel sich näherkommen. Doch ihre Wege trennen sich und Rakel sinniert, aus dem Krankenbett heraus, wie wohl ihr Leben hätte anders verlaufen und auch ihre Liebe eine andere hätte sein können. Auch die Vita von Sofja Kowalewskaja, die detailliert behandelt wird, fasziniert. Als Mathematikerin aber auch als Schriftstellerin setzte sie der Welt ihren Stempel auf. Ihr Zitat „Es ist unmöglich, ein Mathematiker ohne ein Dichter der Seele zu sein“ beschreibt ihre eigene Persönlichkeit besser, als alles andere in Worte gefasst. Sie galt als Wegführerin ihrer Zeit für eine neue Ära für Frauen: modern, autark, unabhängig und kosmopolitisch und vor allem mit in der Welt der Wissenschaft, einer zu dieser Zeit von Männern beherrschten Domäne, integriert. Auch, wenn sie leider heute für den größten Teil der Menschheit unbekannt bleibt. Es ist ein Buch der leisen Töne, das den Leser in die „Poesie der Mathematik“ einführt. Rakel’s Blick auf das Leben erschließt sich in kleinen Schritten. Es gibt so viele wunderbare Erläuterungen, die einem eine neue Sichtweise auf diese Welt der Zahlen sowie auch der Töne und Buchstaben öffnet. Irgendwie fühlt man sich wie in einer Zauberwelt eingehüllt, voller neuer Farben und Formen, die einem bis dato verborgen blieben. Die ehrliche Auseinandersetzung von Rakel mit der Einsamkeit und dem Sinn des Lebens lässt tief in ihre Seele blicken und zeigt auch die Zerbrechlichkeit der Liebe auf. Die Erzählperspektive in der dritten, neutralen Person baut eine gewisse Distanz auf zu den Protagonisten, was jedoch dem Ganzen keinen Abbruch tut. Es scheint fast, als ob die Protagonisten selbst weniger wichtig wären als ihre Sichtweise auf die Welt. Der Schreibstil ist wunderbar anders und geprägt durch den wissenschaftlichen wie auch kulturellen Hintergrund der Autorin, die selbst Mathematik studiert hat und in Norwegen geboren ist und lebt. Ihr gelingt ein schier unmöglicher Drahtseilakt: Mathematik mit Kunst und Literatur zu verbinden. Die Geschichte hat mich persönlich sehr verzaubert und lässt ihren „Feenstaub“ nachhaltig auf der meiner Leseseele zurück.

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