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Rezension zu
Cinderella ist tot

Eine feministische Märchenadaption

Von: Jill von Letterheart
31.07.2022

**Die Schattenseite des Märchens** Und das nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes. Die Geschichte von Kalynn Bayron spielt 200 Jahre nach dem Tod von Cinderella, immer noch im Märchen. Doch was scheinbar mal gefunkelt und geglänzt hat, tut es schon lange nicht mehr. Die Autorin setzt mit diesem Buch ein klares feministisches Statement in einer Gesellschaft, die damals wie heute unter dem Patriarchat steht. Ich gehöre selbst mit zu den größten Liebhaber*innen der Märchen und Disneywelten. Dass diese alles andere als unproblematisch sind ist mir vollkommen bewusst, doch woher kommt dann diese Begeisterung? Auch die Menschen aus dem Königreich Mersailles hängen an alten Mustern und was schon immer so war, kann ja nicht auf einmal falsch sein, oder? Und so hat Cinderellas Geschichte selbst nach ihrem Tod für so einige Veränderungen gesorgt. Angefangen mit einem Regelwerk, das in jedem Haushalt hängen muss, einer Ausgangssperre für Frauen und der Verpflichtung zur Teilnahme am Ball für alle Frauen ab 16. Und als wenn das nicht schon reichen würde – welche Frau auch nach dem dritten Besuch nicht auserwählt wird, kommt in die Verbannung und Versklavung, läuft. Sind das also die vermeintlichen Werte, die hinter diesem Märchen stecken? Sollten wir uns vielleicht wirklich von Cinderella verabschieden? Die 16 jährige Sophie würde nichts lieber als das tun. Schon seit einiger Zeit weiß sie, dass sie lesbisch ist und will sich nicht weiterhin ständig verstellen und es allen Recht machen müssen. Und erst recht nicht auf den Ball, auf dem sie von einem Mann gewählt werden kann. Ihre erste Liebe Erin geht ein wenig anders an die Situation heran und sieht den Weg, der ihr scheinbar als einziger zur Auswahl steht: sich fügen. Bereits nach nur wenigen Seiten hat die Autorin hier aufgezeigt, wie sexistisch und unterdrückend die Strukturen für Frauen im Allgemeinen, aber auch für queere Menschen ist. Denn diese gibt es durchaus, nur das „Ausleben“ hat tödliche Konsequenzen. **Mit Ecken und Kanten** Kaum steht der große Ball an ist man als Leser*in auch schon vollkommen abgeneigt von diesem Märchen und seinen Strukturen. Was hat einem das vorher gegeben? Und es kommt, wie es kommen muss, auf dem Ball eskaliert es und Sophia ist auf der Flucht. An ihrer Seite, entgegen meiner Erwartungen, allerdings nicht Erin, sondern die unbekannte Constance, die sich als Nachfahrin der berühmten Märchenfamilie herausstellt und Sophia aufzeigt, was vom König alles verschwiegen wurde. Es beginnt nicht nur ein Kampf um das eigene Überleben, sondern auch der Kampf um die Rechte für alle. Übrigens gibt es hier ganz viele BPoC Charaktere, wie Sophia selbst auch. Rassistische Strukturen werden hier aber nicht thematisiert, es geht um Repräsentation, die bitternötig ist. Jetzt ist es so, dass ich es richtig toll fand, was die Autorin aus diesem Märchen rausgeholt hat. Die Werte und Denkanstöße, die hier vermittelt wurden, sind nicht nur wichtig, sie werden auch kraftvoll vermittelt. Der Schreibstil ist gut, die Spannung ist größtenteils gut vorhanden, aber inhaltlich gab es leider doch die ein oder andere Sache, die mich ein wenig gestört hat. Ein Faktor der großen Auflösung war nicht nur mir von Anfang an klar, nach einem dramatischen Ereignis gleich zu Beginn, sondern sicherlich dem Großteil der Leserschaft. Dass die Protagonistinnen dies aber so gar nicht gerafft haben, hat mich…boah, einfach wütend gemacht, weil es viel zu offensichtlich war. Und dafür, dass Erin zu Beginn so einen großen Fokus eingenommen hat, war ihre Rolle nicht wirklich wichtig für die Handlung, vielleicht ist mir da aber auch einfach der entscheidende Funke entgangen. Alles in allem ist es aber auf jeden Fall eine wirklich tolle Story, die ich so nur empfehlen kann! Egal, ob Märchen- oder Fantasyfan – wer schon lange nach der richtigen Repräsentation in diesem Genre sucht, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. FAZIT Da ich die Geschichte schon kannte, mich aber so über die Übersetzung gefreut hatte, stand nun ein Reread zu Kalynn Bayrons Märchenadaption von Cinderella an. Ein Setting, das 200 Jahre später spielt und die fatalen Folgen und die Unterdrückung der Frauen aufzeigt. Eine junge, queere Protagonistin, die sich nicht verstellen will und einen Kampf auf sich nimmt, um für Gerechtigkeit zu sorgen!

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