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Rezension zu
Helena Rubinstein und das Geheimnis der Schönheit

Atemberaubende Aufsteiger-Geschichte

Von: Edith N.
22.07.2022

Hinter der Luxus-Kosmetikmarke „Helena Rubinstein“ steht eine Firmengründerin mit einer atemberaubenden Aufsteiger-Geschichte. Als Chaja Rubinstein 1870 in Kazimierz, einem Stadtteil von Krakau (Österreich-Ungarn, heute Polen) zur Welt kam, hat ihr niemand an der Wiege gesungen, dass sie einmal ein Unternehmen besitzen würde mit 100 Niederlassungen in 14 Ländern und 30.000 Beschäftigten sowie ein Privatvermögen von 100 Millionen Dollar. Das Kind hatte nicht einmal eine Wiege. Sie ist die älteste von 8 (überlebenden) Geschwistern. Das Geld ist immer knapp. Chaja muss von klein auf den Haushalt führen und ihre jüngeren Geschwister aufziehen. Schulbildung? Minimal! Dabei ist das Mädchen klug und ehrgeizig. Ein bisschen Bildung und kulturellen Schliff erhält sie bei den gut situierten Nachbarn. Gerne wäre Chaja Ärztin geworden, aber dafür fehlt es ihr an schulischen und finanziellen Voraussetzungen. Irgendwann hat Chajas Vater die Faxen dicke von den Extravaganzen seiner Ältesten und arrangiert ihre Verheiratung. Doch Chaja hat andere Vorstellungen vom Leben. Als sich die Hochzeitsgesellschaft in der benachbarten Synagoge versammelt, sitzt sie im Zug nach Wien und schlüpft dort bei Verwandten unter. Doch Wien ist nur eine Zwischenstation. 1896 macht sie sich allein auf den Weg nach Australien. Mit neuem Vornamen – Helena statt Chaja – und um vier Jahre verjüngt, kommt sie dort an. Es braucht noch ein paar Jahre und etliche Umwege, bis Helena mit Hilfe eines erfahrenen Geschäftsmanns im Jahr 1902 in Melbourne den ersten Schönheitssalon Australiens eröffnen kann. Ein durchschlagender Erfolg! Verheiratet ist Helena noch immer nicht, aber das ist ihr ganz recht so. Sie macht, was sie will und lässt sich von niemandem reinreden. Jetzt ist sie der Boss. Sie ist willensstark und durchsetzungsfähig, misstrauisch und ein Kontrollfreak. Niemand wagt es, ihr zu widersprechen, schon gar nicht all die armen Verwandten, die sie als Angestellte in ihre Firma holt. Im Umgang mit der Wahrheit ist sie kreativ. Über ihre Herkunft und ihre Qualifikation schwindelt sie ebenso wie über die ihrer mitarbeitenden Verwandten. Der einzige, der ihr dabei auf die Schliche kommt, ist der amerikanische Jurist und Journalist Edward William Titus. Warum? Weil es einen Hochstapler braucht um einen anderen zu erkennen. Andersherum funktioniert es nicht, weil Helena sich Hals über Kopf in den charmanten Kerl verliebt. Die beiden heiraten, haben zwei Söhne, jetten um die Welt und eröffnen überall Niederlassungen. Sie leben in London, Paris und New York, haben die tollsten Immobilien, illustre Freunde und Bekannte und jede Menge Geld. Aber ihre Ehe verläuft turbulent und ist irgendwann am Ende. Geschäftlich hat sie ein gutes Händchen, bei der Wahl ihrer Ehemänner eher nicht. Und ihr privilegierter Lebensstil schützt sie nicht vor schweren Schicksalsschlägen ... Es ist nachzuvollziehen, dass Helena alles gegeben hat, um dem Milieu herauszukommen, in das sie hineingeboren wurde. Und „Madame“, Vermögen her: Irgendwie bleibt sie immer ein bisschen die zähe kleine Chaja aus dem Kazimierz in Krakau. Der Roman umfasst mehr als 630 Seiten, doch bei so einer wechselvollen Lebensgeschichte hat man die im Nu gelesen. Selbst wenn man, wie ich, immer wieder nach den Figuren und Ereignissen im Roman googelt: Wie haben die ausgesehen? Gab’s diesen oder jenen Skandal tatsächlich? Über manche wichtigen Nebenfiguren findet man nichts im Internet. Die wurden vielleicht aus dramaturgischen Gründen dazu erfunden. Das ist vollkommen legitim: Es ist ja ein Roman und keine Biographie. Aber so etwas wüsste ich gern. Das könnte man im Anhang erwähnen. Die Geschichte wird nicht streng chronologisch erzählt, es gibt Zeitsprünge und Rückblenden. Sie beginnt 1892 in Krakau und endet 1965 in New York. Wenn man an der Lektüre dranbleiben kann, funktioniert das prima, hat man längere Lesepausen, kommt man schon mal ins Schleudern. Ich habe das Porträt einer zielstrebigen Frau, die sich aus bitterster Armut in die höchsten gesellschaftlichen Kreise emporgearbeitet hat, mit großem Interesse und viel Vergnügen gelesen.

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