Rezension zu
Lehne deine Einsamkeit sanft an meine

„Jakob zeigt ihr, dass es nicht nur eine Art von Unendlichkeit gibt, sondern unendlich viele Unendlichkeiten existieren und einige Unendlichkeiten unendlicher als andere sind.“ Rakel war schon immer besonders. Für sie erschließt sich die ganze Welt in Zahlen, während sie mit anderen Menschen meistens nicht viel anzufangen weiß. Oft wird sie missverstanden. Ihre wahren Freunde sind darum Buchstaben, Zahlen und ihr Phantasiefreund David. Als sie für ihr Studium nach Oslo zieht, lernt sie den Mathematikprofessor Jakob kennen, der grade an einem Roman über Sofja Kowalewskaja, die erste Frau, die Mathematikprofessorin wurde, arbeitet. Zwischen ihnen entwickelt sich eine ungewöhnliche Liebesbeziehung. Doch dann wird Rakel plötzlich krank und die Beziehung zum verheirateten Jakob beginnt zu bröckeln. Vom Bett aus phantasiert Rakel über Sofjas Leben und sucht nach Antworten in Zahlen, Musik und Literatur. Kann Sofja ihr helfen, sich selbst, ihre Beziehung zur Welt und zur Liebe besser zu verstehen? In Lehne deine Einsamkeit sanft an meine (erschienen im Juli 2022 bei btb) erzählt Klara Hveberg eine Geschichte über Liebe, das Leben, Mathematik, Literatur und Poesie. Die Autorin, die selbst promovierte Mathematikerin ist, schafft es, ihren Lesern eine völlig neue Sicht auf die Welt der Mathematik zu vermitteln. Aber auch in Sachen Poesie und Literatur kann der Roman punkten. Immer wieder schreiben sich Rakel und Jakob Gedichte oder führen poetische, teils philosophischen Gesprächen über Kunst und Literatur. Mit Rakel hat die Autorin eine sehr besondere Hauptprotagonistin geschaffen. Es ist ein Genuss, in das Denken eines so außergewöhnlichen Geistes eintauchen zu dürfen. Gleichzeitig hat Hveberg eine so einfühlsame Erzählweise, dass man als Leser richtig mitleidet, als Rakel krank wird, plötzlich ans Bett gefesselt ist und ihre Verbindung zur Welt immer weiter zu verlieren droht. Lehne deine Einsamkeit an meine ist eine unaufgeregte Erzählung, in der so viel Liebe, Poesie und Zauber steckt, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will.