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Rezension zu
Ort ohne Wiederkehr

Verbrechen gegen die Menschlichkeit in China

Von: Dr. Tobias Kallfell
15.07.2022

Erschütternd, aufwühlend, verstörend! Dieses Buch geht unter die Haut und kann niemanden kalt lassen. In Zusammenarbeit mit der Investigativjournalistin Andrea C. Hoffmann berichtet die Uigurin Mihrigul Tursun in ihrem autobiographischen Bericht „Ort ohne Wiederkehr“ über die abstoßenden Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die die chinesische Regierung an der ethnischen Minderheit muslimischen Glaubens v.a. im Nordwesten des Landes, in der Region Xinjiang verübt. Die Autorin ist selbst Betroffene, hat drei Lageraufenthalte überlebt und psychische und physische Gewalt über sich ergehen lassen, die man sich nicht vorstellen kann. Viele Textstellen in diesem Buch sind nur schwer auszuhalten. Aus dem Nichts und ohne Vorankündigung bricht über Mihrigul und ihre Familie das Unheil herein: Die Inhaftierung und die Trennung der Mutter von ihren Kindern. In der Haft erlebt sie Gehirnwäsche, politische Indoktrination, totale Überwachung und unglaubliche physische und psychische Gewaltanwendung. Die Bedingungen im Gefängnis sind schrecklich. Und die grausame Behandlung der Kinder in staatlicher Obhut lässt den Leser bzw. die Leserin ebenfalls betroffen zurück. Die Lektüre wird fast unerträglich! Und am Beispiel des Schicksals von Mihrigul Tursun wird deutlich, mit welch unglaublicher Härte ein kultureller Assimilationsdruck auf die Uiguren ausgeübt wird. Sie sollen „ihrer gesamten religiösen und kulturellen Identität beraubt werden, ihr historisches Gedächtnis ausgelöscht werden“ (S. 284, Nachwort). Das Privatleben vieler Familien wird lückenlos überwacht, das wird auch am Beispiel der Familie von Mihrigul deutlich. Die Staatsmacht ist allgegenwärtig, kontrolliert, schüchtert ein und schikaniert. Selbst im Ausland ist man vor dem langen Arm des Staatsapparats nicht sicher. Und was man sich klar machen muss, wenn man das erschütternde Schicksal von Mihrigul Tursun liest: Große deutsche Unternehmen wie etwa BMW, Bosch, Siemens und VW stehen „im Verdacht, von der potenziellen Ausbeutung muslimischer Arbeiter aus Xinjiang zu profitieren“ (S. 278, Nachwort). Gerade in diesen Zeiten, wo man am Beispiel des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine feststellt, dass der Wunsch, „Wandel durch Handel“ zu erreichen, gescheitert ist, gewinnt auch die Frage des Umgangs mit China wieder an Bedeutung. Es stellt sich in meinen Augen folgende Frage: Können die deutsche Regierung und die deutsche Wirtschaft das Ergebnis des Berichts des Australien Strategic Policy Institute von Februar 2020 ignorieren? Nach diesem Bericht sind „mehr als eine Million der rund zwölf Millionen Uiguren von der chinesischen Regierung bereits in Lagern interniert worden“ (S. 277, Nachwort). Fazit: Ein Augenzeugenbericht, der unter die Haut geht und mich emotional erschüttert hat. Am Beispiel von Mihrigul Tursun wird deutlich, welche Verbrechen gegen die Menschlichkeit in China an der uigurischen Minderheit verübt werden.

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