Rezension zu
Lehne deine Einsamkeit sanft an meine

Durch ihr ausgeprägtes Zahlenverständnis ist die Mathematik Rakels Zuhause geworden. Im Gegensatz zum realen Leben, ist die Zahlenwelt für sie berechenbar und dadurch stets eine Konstante. Hier kann sie alles berechnen und Theorien beweisen oder widerlegen. Als junge Studentin, erregt sie mit ihrer hohen Auffassungsgabe die Aufmerksamkeit ihres Professors. Zunächst verbindet die beiden nur ihr Intellekt, doch mit der Zeit entwickelt sich zwischen Rakel und Jakob, der eigentlich verheiratet ist, eine Liebesbeziehung. Jakob wird für Rakel nicht nur zum Bindeglied zwischen ihrer Traumwelt und der Wirklichkeit, sondern gibt ihrem Leben einen ganz neues Sinn. Der Debütroman von Klara Hveberg hat mich in andere Sphären entführt. Noch nie habe ich die Welt der Mathematik so anschaulich und voller Faszination betrachten können wie durch Rakels Augen. Ihr hoher Intellekt und ihre schier grenzenlose Wissbegierigkeit, ermöglichen Rakel, selbst komplexe Sachverhalte mit einer bewundernswerten Leichtigkeit zu verstehen. In Jakob findet sie einen Seelenverwandten, der ihre Leidenschaft zu Rätseln teilt. Doch ist der deutlich ältere Mann bereit, seine Familie für sie aufzugeben? Rakel mag eine außergewöhnliche Begabung in Bezug auf Naturwissenschaften, Musik und Literatur besitzen, aber sie ist auch sehr naiv. Sie verliert sich geradezu in ihrer Liebe zu Jakob. Ohne ihn wäre sie einsam. Aber was, wenn sie auch an seiner Seite einsam ist? Klara Hveberg schafft es, die Gefühls-und Gedankenwelt der Protagonistin Rakel auf ganz besondere Weise darzustellen. Die Kapitel sind kurz und geben präzise Einblicke in Rakels Wesen. Sie ist eine sehr introvertierte Persönlichkeit mit faszinierenden Gedankengängen. Ein Roman der leisen und nachdenklichen Töne und dennoch unglaublich wortgewaltig. Philosophisch, poetisch, ein Traum.