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Rezension zu
Männer und Frauen

Klug, mutig und ihrer Zeit voraus

Von: Lesereien
06.07.2022

Die Japanerin Yosano Akiko (1878-1942) war Tanka-Dichterin, aber auch Essayistin und Feministin. Im Manesse Verlag ist eine Sammlung ihrer Texte erschienen, herausgegeben und übersetzt von Eduard Klopfenstein. Als Leser merkt man schnell, dass man mit den Essays in die Gedankenwelt einer Frau eintauchen darf, die nicht nur mutig und selbstbewusst war, sondern vor allem ihrer Zeit voraus und die sich gegen alte (patriarchale) Strukturen und die Unterdrückung von Frauen in der japanischen Gesellschaft aufgelehnt hat. In den Essays spricht sie sich für ein Bildungsrecht ebenso wie für das Wahlrecht von Frauen aus. Sie ist davon überzeugt, dass Frauen in allen Bereichen arbeiten sollten, dass sie nicht an das Haus und den Haushalt gebunden werden dürfen. Außerdem ist sie für den Einzug der Demokratie in allen Lebensbereichen. Hierarchien und Klassendenken, Eintrittsprüfungen für Bildungsanstalten, getrennte Schulen für Mädchen und Jungen, unterschiedliche Abteile in Eisenbahnen, das Monopol der “parasitären Eliten” und “Parteioligarchien” über die Politik: all das muss nach Akikos Ansicht dringend überwunden werden. Während sie ihre progressiven Argumente entfaltet, wischt sie gleichzeitig Gegenargumente mit Vehemenz und Logik beiseite. Sie lässt sich nicht beirren und rechnet mit den altmodischen Meinungen der Spießer und Schwadroneure, wie sie sie selbst nennt, ab. Man muss sich während des Lesens manchmal daran erinnern, dass man es mit Texten zu tun hat, die vor über hundert Jahren in Japan verfasst wurden. Vieles fühlt sich allzu nah an, kann auf unsere Gesellschaft übertragen werden und hat somit an keinerlei Bedeutung verloren. Welch große Wirkung Akikos Worte und Ideen zur damaligen Zeit gehabt haben müssen und wie sehr sie als Tabubrüche wahrgenommen wurden, lässt sich erahnen. Die Lektüre der Texte ist vor allem in der Hinsicht horizonterweiternd, als dass sie zeigt, dass es zu allen Zeiten und in allen Kulturen Menschen gab, die Weitsicht bewiesen haben und die den Mut hatten, gegen den Strom zu schwimmen. Yosano Akiko gehörte zu ebenjenen. Ihre Texte beweisen es.

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