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Rezension zu
Mallorquinische Rache

Ein spannender, sprachlich bemerkenswerter Roman

Von: Annette Traks
17.05.2022

30 Jahre lang ist Ramón Cabot nicht mehr mit dem „Roten Blitz“ gefahren, der historischen Schmalspurbahn, die die mallorquinische Hauptstadt Palma mit Sóller an der Nordwestküste der Insel verbindet. Eigentlich will er jetzt eine entspannte Fahrt genießen, doch sein alter Feind Pablo Rivera befindet sich ebenfalls im Zug. Beim Aufeinandertreffen der beiden Rivalen kommt es zu einem heftigen Streit, und am Ende der Fahrt findet man Cabot erstochen auf seinem Platz. Sargento Lluc Casasnovas, Chef der Dienststelle in Sóller, geht in einer Woche in Frühpension und ahnt nicht, dass er jetzt noch einen so verzwickten Fall lösen muss. Denn obwohl der Zug voll besetzt war, gibt es keine Zeugen für den Mord, und eine Tatwaffe fehlt ebenfalls. Außerdem schießt intern auch Llucs designierte Nachfolgerin Josefina García quer. Bald gibt es jedoch einige Verdächtige und vielversprechende Spuren, die sich allerdings zum Teil als Irrwege herausstellen. Parallel zu den Ermittlungen wird das Gefühlsleben des Sargento kräftig durcheinander-gewirbelt. Resümee: Im Mittelpunkt dieses Kriminalromans steht die Frage, wer Ramón Cabot während seiner Fahrt im historischen Sóller-Zug ermordet hat. Potenziell verdächtig sind natürlich zunächst einmal die zum Zeitpunkt der Tat Mitreisenden, und die können dank vieler Erinnerungsfotos identifiziert werden. Doch wer hatte ein Motiv, einen der Hauptaktionäre der Zuggesellschaft aus dem Weg zu räumen? Bis zur endgültigen Klärung des spannenden Falles ist es ein langer Weg, auf dem es viele überraschende Erkenntnisse und Wendungen gibt. Die Charaktere sind allesamt gut herausgearbeitet, wobei Sargento Lluc Casasnovas viele Gemeinsamkeiten mit der sympathischen Subinspectora Xisca Font aus dem Krimi „Wer Buße tut“ aufweist, den die Autorin unter dem Namen Liliana Moreno veröffentlicht hat (siehe Rezension vom 19. März 2021). So ist z.B. auch der Sargento in seinem Beruf sehr engagiert, hat die eine oder andere menschliche Schwäche, Sehnsucht nach einer harmonischen Beziehung, und auch die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen – insbesondere mit seiner designierten Nachfolgerin – ist nicht immer unproblematisch. So sehr ich ihm ja die Frühpensionierung gönne, so sehr hoffe ich, dass er es sich aufgrund der jüngsten Entwicklung vielleicht doch noch einmal überlegt, sodass wir von weiteren Fällen hören. Das Buch offenbart ein enormes Wissen der Autorin, die seit gut 2 Jahr-zehnten auf der Balearen-Insel lebt, über Mallorca im Allgemeinen und in diesem Krimi speziell über die Sóller-Bahn, die Serra de Tramuntana, mallorquinische Lebensart und Spezialitäten. Dabei versteht es Lilly Alonso, alles so anschaulich zu beschreiben, dass man sich beim Lesen in die Gegend gebeamt fühlt, den Protagonisten beim Essen auf den Teller schaut und an Veranstaltungen virtuell teilnimmt – es kommen dabei schon mal Urlaubsgefühle auf. Sprachlich ist das Werk ein Genuss – humorvoll mit viel Wortwitz, sodass man oft schmunzeln muss, gleichzeitig so scharfsinnig und auf den Punkt gebracht, dass es Spaß macht, einige Passagen ein zweites Mal auf sich wirken zu lassen. Besonders für „Nicht-Spanier“ mag es vielleicht schwierig sein, die vielen spanischen Namen den richtigen Personen und ihren Funktionen / Beziehungen untereinander zuzuordnen - ein Glossar wäre hier sicher hilfreich. Fazit: ein spannender, sprachlich bemerkenswerter Kriminalroman mit interessanten Protagonisten, der einen nach Mallorca versetzt

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