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Rezension zu
Die Sammlerin der verlorenen Wörter

Frausein im Viktorianischen England

Von: Marie's Salon du Livre
09.05.2022

Nicht nur optisch ein tolles Buch, auch inhaltlich wundervoll "Die Sammlerin der verlorenen Wörter" von Pip Williams Esme wächst im Viktorianischen England behütet bei ihrem Vater auf. Obwohl sie kaum lesen kann, sind es Worte, Begriffe und Definitionen, die bereits ihr Leben bereichern. Ihr Vater arbeitet am ersten Oxford English Dictionary mit. Lange Recherchen um Herkunft und Beschreibung der Worte gehen einher. Eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe für alle Mitarbeiter. Als Esme älter wird, interessiert sie sich immer mehr für die Arbeit und welche Wörter denn aufgenommen werden. Dabei entgeht ihr nicht, dass oft Begriffe im wahrsten Sinne des Wortes, unter den Tisch gefallen lassen werden. Die Wörter interessieren sie ganz besonders, sind es doch oft welche, die besonders Frauen betreffen. Die unteren Schichten der Bevölkerung entzieht man so die Stimme und auch ihre Geschichte. Esme sieht es als ihre Aufgabe an, Worte und Begriffe zu retten und sie für die Nachwelt und die Welt generell zu erhalten. Sie stößt doch recht bald an ihre Grenzen, denn der Frau wurden damals grundlegende Rechte abgesprochen und sie muss sich gegen viele Widerstände stellen. Mein Fazit: Der Titel und das wunderschöne Cover haben mich so angesprochen, dass ich dem Buch einfach nicht widerstehen konnte. Ich habe einen historischen Roman rund um eine junge Frau erwartet. Locker, fröhlich und unterhaltsam. Bekommen habe ich sehr viel mehr. Die Autorin hat ein kleines feministisches Manifest geschrieben, welches nicht nur unterhält. Sie taucht ein in eine uns völlig unbekannte Welt. Eine Welt, die Frauen ausschließt und entmündigt. Eine Welt, die von Männern dominiert und beschlossen wird. Mit Esme hat sie eine Figur geschaffen, die auf diese Welt reagiert und oft gegen Mauern anläuft. Schmerzhaft und manchmal ohne Lösung. Sie kämpft einen Kampf gegen Windmühlen. Es scheint manchmal nicht mal einen kleinen Etappensieg zu geben. Trotz dieser oft deprimierenden Aussicht habe ich das Buch gerne gelesen. Es hat mich viel gelehrt. Noch nie habe ich mir Gedanken gemacht, wie so ein Lexikon entsteht bzw. entstanden ist. Wie viel Arbeit in jedem einzelnen Wort steckt. Schließlich sind Lexika heute nicht mehr modern. Wir suchen unsere Informationen online heraus. Aber aufgewachsen bin ich mit ihnen. Habe Stunden damit verbracht Begriffe herauszusuchen. Mit der Geschichte erhaschen wir einen Blick von 1887 bis knapp zum 1. Weltkrieg und begleiten ein Kind, wie sie zum Teenager und dann zur Frau wird. Nicht gerade leichte Kost, an manchen Stellen war ich regelrecht zornig oder auch traurig. Der Weg, diese Frauen angetreten haben, war steinig und schwer. Sie waren Vorreiterinnen für die weibliche Sicht der Dinge. Sie waren laute oder auch leise Kämpferinnen und ihnen gebührt unser Respekt.

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