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Rezension zu
Das Lied des Waldes

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wundervoll

Von: Buchmomente
01.04.2022

Klara Jahn alias Julia Kröhn hatte mich mit „Die Farbe des Nordwinds“ sehr begeistert, daher hab eich mich sehr gefreut, als ich von diesem neuen Buch erfahren habe. Und auch mit dieser Geschichte hat sie mich in ihren Bann gezogen. Es gibt zwei Handlungsstränge, die zuerst nebeneinander her laufen, dann aber nach und nach immer mehr miteinander verflochten werden. In der Gegenwart steht Veronika vor großen Änderungen: Ihre Ehe ist zerbrochen, ihr Job gekündigt und die Tochter im Ausland - um sich selbstständig zu machen, will Veronika das Geld aus dem Verkauf ihres Elternhauses nutzen. Doch als sie in dem alten Forsthaus ankommt, wird sie von Kindheitserinnerungen überrollt. Der andere Handlungsstrang spielt im 14. Jahrhundert – hier steht Anna Stromer im Mittelpunkt. Als Kind verliert sie ihre Sprache, entdeckt dafür aber die Liebe zur Natur und zu den Bäumen – von ihrer Familie verstoßen geht sie dennoch ihren Weg und leistet Großes. Ich mochte beide Erzählstränge sehr gerne und fand vor allem die Verknüpfung sehr gelungen – zwar ist der verbindende Faden schnell klar, erst am Ende des Buches aber schließt sich ein noch viel größerer Kreis. Die Stromers hat es im 14. Jahrhundert wirklich gegeben, bekannt ist aber vor allem Vater Ulmann Stromer mit seiner tatsächlich existierenden Familienchronik, die ein wichtiges und aufschlussreiches Zeugnis der damaligen Zeit bietet. Klara Jahn ist es sehr gut gelungen, die Geschichte der Stromers mit dem fiktiven Erzählstrang der Gegenwart zu verknüpfen, und gerade am Ende hat mir die Verbindung der beiden Handlungsstränge sehr gut gefallen. Dass der Wald in diesem Buch eine große Rolle spielt, ist klar – aber es werden weitaus mehr Themen aufgegriffen: Es geht um Aufforstung und Rodung, um Waldsterben und Waldschutz, um verschiedene Aktivitäten, die die Natur erhalten sollen und auch um die Nutzung der Rohstoffe. Trotz der vielen ernsteren Themen bleiben aber auch die Emotionen nicht auf der Strecke. Gerade Anna Stromer aus dem 14. Jahrhundert hat mich sehr berührt – sowohl als kleines Mädchen, genauso wie als dann erwachsene Frau, die trotz ihrer schweren Kindheit ihren Weg gefunden hat und ihn auch stolz gegangen ist. Sie hat ein großes Herz, und das konnte man spüren – und obwohl ihr einige Menschen nicht wohl gesonnen waren, kann sie sich diese Liebe erhalten und findet zum Glück auch einen Menschen, der sie nimmt, so wie sie ist. Veronika ist da ganz anders – sie hat in ihrem Leben alles erreicht und kann nicht akzeptieren, dass ihr wohlsortiertes Leben in Scherben zerbrochen ist. Veronika ist zunächst eine taffe Frau, die sich dann aber einiges zugestehen muss, die dann aber auch lernt, dass es nichts Schlimmes ist, auch mal schwach zu sein. Spannend wurde es in dem Erzählstrang der Gegenwart, als sich Waldaktivisten zusammentun, um den Nürnberger Reichswald zu retten – damit hat die Autorin ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen. Der Schreibstil ist sehr besonders – insgesamt ist die Stimmung im Buch eher melancholisch, die Geschichte insgesamt ruhig erzählt. Die Sprache ist dabei poetisch, ohne dass es aber kitschig oder zu verschnörkelt wird. Für mich war es wie ein Strom, in dem man mitschwimmt, ein Strom aus Worten, der Atmosphäre schafft und mich in die Geschichte eingesogen hat. Sie braucht ein bisschen, um in Gang zu kommen, da hätte ich mir zu Beginn ein wenig entschlosseneres Erzählen gewünscht. Vermisst habe ich auch ein Nachwort, in dem eingegangen wird auf die Familie Stromer und vielleicht auch ein wenig darauf, wie es zu der Idee dieses Buches kam. Zum Glück gibt es auf der Homepage der Autorin einen längeren Blogeintrag, wo einige meiner Fragen dann doch beantwortet wurden. Ich gebe diesem Buch 4,5 von 5 Sternen.

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