Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Versprechen

Das Versprechen

Von: Letteratura
28.03.2022

In seinem 2021 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman erzählt Damon Galgut von einer weißen südafrikanischen Familie und einem „Versprechen“, das einer Bediensteten des Hauses gemacht wird. Als Rachel mit 40 Jahren an Krebs stirbt, nimmt sie dieses Versprechen ihrem Mann ab: Salome soll ein Haus und Land erhalten, als Dank für die jahrzehntelange Arbeit für die Familie. Doch nach der Beerdigung will Manie davon nichts mehr wissen. Tochter Amor aber war Zeuge des Versprechens und vergisst es nicht, auch nicht, als sie ihrem Elternhaus und dem ganzen Kontinent längst den Rücken gekehrt hat. Galgut erzählt seine Geschichte entlang der Todesfälle der Familie, über einen Zeitraum von Apartheid bis Demokratie und lässt zwischen den Kapiteln jeweils mehrere Jahre verstreichen. Es sind also die schweren Zeiten, zu denen wir Zeuge sind, und zu denen die Familienmitglieder, die sich voneinander entfernt haben, überhaupt wieder einmal zusammenkommen. Amors Geschwister Anton und Astrid treffen andere Entscheidungen als sie, teils werden sie jahrelang keinen Kontakt zueinander haben. Während ich ganz zu Beginn der Lektüre noch dachte, der Roman sei außerordentlich spröde, so hatte mich Galgut dann doch sehr schnell gepackt, durch seinen beeindruckenden Stil, absolut treffend ins Deutsche übertragen von Thomas Mohr. Der Erzähler springt wild zwischen den Köpfen seiner Protagonist:innen hin und her, lässt uns teilhaben an ihrem Innenleben, spricht sie mit „Du“ an, spricht uns Leser:innen ebenso von Zeit zu Zeit an. Wechselt dann kurzzeitig in die Ich-Perspektive, ist manchmal allwissend, mal personal erzählend. Es ist eine sehr realistische Erzählweise, gleichzeitig ein Gedankenstrom, und das alles ist so gekonnt, dass man zu keiner Zeit nicht weiß, wer gerade redet, denkt, angesprochen wird. Es sind mal kurze, prägnante Innenansichten, dann wieder ein sarkastisches alles überschauendes Einordnen, und kein einziges Wort steht dabei an der falschen Stelle, keines ist zu viel. Dabei liest sich das Ganze dennoch sehr leicht, blitzt Humor durch, und das, wo doch die großen Themen des Romans allesamt keine positiven sind. Galgut wagt es, eine Geschichte über Rassismus und Ungerechtigkeit aus der Sicht einer weißen, wohlhabenden Familie zu erzählen, er erweckt sie zum Leben, macht sie und ihr Tun und Denken äußerst nachvollziehbar, so dass man sie keinesfalls nur als Täter wahrnimmt, obwohl er immer auch eine Distanz zu ihnen wahrt und sie allesamt keine Sympathieträger sind. Gleichzeitig erzählt er eine Familiengeschichte, über Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, über das Verhältnis unter Geschwistern, auch wenn sie längst erwachsen sind. Das titelgebende Versprechen mag dabei auf den ersten Blick vielleicht ein wenig aus dem Fokus geraten, doch bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass es exemplarisch im Zentrum des Romans steht. Galgut erzählt auf der einen Weise sehr klar und verständlich, auf der anderen äußerst subtil, was mir während der Lektüre großen Spaß gemacht hat. Hier ist also alles drin: eine spannende Geschichte, eine großartige Sprache und Erzählhaltung, große Themen, denen der Autor gerecht wird. „Das Versprechen“ hat mir von Seite zu Seite besser gefallen und wird sich mit Sicherheit in meinen Jahreshighlights finden. Große Empfehlung.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.