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Rezension zu
Das Fluchholz

Makaber und böse, aber auch sehr tiefschürfend und treffend!

Von: MarcoL
06.03.2022

Auf der Rückseite steht in großen Lettern: „Brillant. Originell. Witzig. Klug. Respektlos. Eine Mischung aus philosophischem Traktat, Schelmenroman und Geschichtsbuch.“ Das kann ich alles zu 100% unterschreiben. Für mich ist es noch viel mehr: Ein Aufschrei gegen all die Ungerechtigkeiten auf der Welt, gegen Krieg, gegen Macht, gegen all diese sinnlosen und verrückten Geschehnisse, welche nur Leid erzeugen. Es richtet sich in erster Linie gegen den religiösen Wahn, und hier vor allem gegen die katholische Einmischung in alle Belange des Lebens. Es ist stellenweise sehr makaber und bitter böse, aber sind wir uns ehrlich, die Welt war und ist so. Ein Tummelplatz für machtgeile Patriarchen, ganz egal ob sie weltlichen oder religiösen Interessen nach gingen oder gehen. Herrliche Dialoge darüber und Dispute, inwiefern Wissenschaft als Teufelswerk angesehen kann, und deswegen die Religionen, christliche wie islamische, in der Geschichte oder Vergangenheit alles daran setzten, Wissenschaftler mundtot zu machen. Fürchteten sich die Kleriker doch zu sehr von der Vorstellung, dass das Streben nach Wissen die Existenz eines vermeintlichen Gottes, oder was auch immer, advabsurbum geführt. Und das geschieht hier auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise. Denn: Das Buch erzählt ein Stück Olivenholz. Einst war er ein Baum auf einer kargen Anhöhe in Palästina vor 2000 Jahren. Es begegnete Maryam (also DIE Maria) – und wurde Beobachter der Zeugung Jesus – und es war ganz bestimmt keine unbefleckte Empfängnis. Ca. 30 Jahre später wurde der Baum gefällt, um aus ihm einen Balken für das Kreuz Jesus zu machen. Und danach wird es weiterverarbeitet, scheint magische Kräfte zu haben, denn jeder, der dieses Stück Holz berührt, durchfährt ein eigenartiger Schauer. Die Jahrhunderte vergehen, das Holz nimmt eine Reise auf durch die Zeit, trifft auf verschiedene historische Persönlichkeiten und endet schließlich als rätselhafte Ikone. Das mag erstmal wirr, verstörend und auch in manchen Belangen makaber wirken. Aber glaubt mir, das Buch hat es in sich und entwickelt einen Sog, ähnlich wie das Stück Holz auf seine Besitzer. Absolute Leseempfehlung für diesen sehr außergewöhnlichen Roman (und für mich ein Lesehighlight) S. 178: „Die Menschheit hört nicht auf, sich zu vernichten, neu zu erfinden und wieder zu vernichten, immer wieder und wieder, im Bann eines dumpfen Dranges nach Zerstörung und Tod.“

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