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Rezension zu
BÄR

Feministisches Manifest

Von: hertzlese
28.02.2022

Das ist - oh Leute, ich glaub, mehr als diese beiden Worte schaff ich nicht, ohne zu spoilern. Es geht um Sex mit einem Bären. So, jetzt isses raus. Allerdings wäre "Bär" nicht der „beste kanadische Roman aller Zeiten“ (The National Post), wenn er sich inhaltlich nur auf meinen slightly reißerischen Satz reduzieren ließe. Intellektuell übersteigt dieses Buch meine Fähigkeit, die Anzahl der möglichen Interpretationsebenen auch nur zu zählen, geschweige denn, sie auszuformulieren. (Zum Glück muss ich das auch gar nicht, denn das macht Kristine Bilkau in ihrem Nachwort schon ganz großartig.) Die Bibliothekarin Lou recherchiert den Nachlass eines europäischen Kolonialisten, der sich in Kanadas Norden ein oktagonales und auch sonst seltsam außerirdisches Inselrefugium erschaffen hat, inklusive einer Bibliothek und einem angeketteten Bären. Mit dem Lou - klar, ist ja sonst niemand auf der Insel - ein intimes Verhältnis beginnt. Die Schilderung der Emanzipation Lous, die in eine Dominationsphantasie umschlägt, von der sie gewaltsam befreit wird, ist ein intensives feministisches Manifest. Es passiert eine Umkehrung der f*ing gender roles, wobei der Bär verschiedene Metamorphosen durchläuft: der Bär als Symbol der weiblichen Unterwerfung, als Symbol des Widerstands, als Symbol der ökologischen Ausbeutung, you name it. So ein kluges, vielschichtiges Werk, ich bin voller Begeisterung und Lob - und trotz allem muss ich kurz anmerken, dass ich kein Verständnis für die unreflektierte Verwendung der Bezeichnung „Indianer“ in einem von Marian Engel zwar 1976 so verfassten, aber nun ja frisch aufgelegten Buch habe, während ich selbst so viel Mühe aufwende, meinen Kindern immer wieder zu erklären, dass dies ein missverständlicher und abwertender Begriff für die Angehörigen indigener Völker Amerikas ist. Dennoch ganz klare, ganz große Leseempfehlung!

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