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Rezension zu
Carls Buch

ein Kunstwerk über rohe Trauer

Von: floskel
11.02.2022

In „Carls Buch. Hat der Tod dir etwas genommen, dann gib es zurück“ verarbeitet die dänische Schriftstellerin und Dichterin Naja Marie Aidt den Verlust ihres 25-jährigen Sohnes. Carl starb einen tragischen, bestürzenden Unfalltod. Aidt beschreibt, wie sie nach der Nachricht über diesen Unfall in einen Schockzustand verfällt. Sie ist voller Verzweiflung und findet keine Worte für ihre Trauer. Später, nachdem der Schrecken sich etwas gelegt hat, schreibt sie dazu: „Die Wörter baumeln unzulänglich und jämmerlich in den Zeilen, die Zeilen brechen abrupt ab. Die Sprache die mich immer begleitet hat und mein Leben war, vermag nichts. Sie keucht, fällt zu Boden, flach und unbrauchbar. Das Trauergewand der Sprache ist hässlich und übelriechend. Das Unbegreifliche zu begreifen, ist kein sprachlicher Vorgang.“ Sie bringt zuerst einzelne Gedankenfetzen und Gedichte zu Papier, später vermischen sich diese nicht nur mit Erinnerungen an ihren Sohn und an ihr frühes Muttersein, sondern auch mit etymologischen Exkursen oder Zitaten von anderen Autor*innen, die Ähnliches erlebt haben. Auch typografisch sind die unterschiedlichen Elemente voneinander abgesetzt. Gerade durch diesen kaleidoskopischen Zugang wird die rohe Trauer (nach-)fühlbar. „Man hat mich gekrönt / Königin der Trauer / Trauermutter / Meine Krone ist der / Tiefe Trichter der Trauer // Keiner wagt es mir zu folgen / In diese dunklen Säle.“ Auch darüber, wie man weiterleben kann, wie sie so etwas wie Trost findet, schreibt sie – ohne dabei Lösungen anzubieten oder sich mit dem Tod zu versöhnen. „Er ist in mir. / Er ist in meinem Körper. / Ich trage ihn wieder in meinem Körper. / Wie, als er in meiner Gebärmutter lag. / Aber jetzt trage ich sein ganzes Leben. / Ich trage dein ganzes Leben.“ „Carls Buch“ ist ein wunderschönes, eindringliches Kunstwerk.

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