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Rezension zu
Eine Bibliothek in Paris

Eine wunderbare Hommage an Bücher und Bibliotheken, Freundschaft und Courage und ein facettenreicher Einblick ins besetzte Paris während des Zweiten Weltkrieges

Von: Buch_zeit
07.02.2022

„Die Library ist mein Zufluchtsort. Immer finde ich einen Winkel zwischen den Regalen, den ich für mich beanspruchen kann, um zu lesen und zu träumen. Ich möchte dafür sorgen, dass jeder diese Chance bekommt, vor allem jenen Menschen, die anders sind und einen Ort brauchen, den sie ihr Zuhause nennen können.“ (Seite 18) Vielen Dank @blanvalet.verlag und @bloggerportal, für das Leseexemplar des wunderbaren historischen Romans „Eine Bibliothek in Paris“ von Janet Skeslien Charles, übersetzt von Elfriede Peschel. Die Autorin erzählt den Roman im kapitelweisen Wechsel auf zwei Zeitebenen: 1983 im ländlichen Montana lernt die zwölfjährige Lily ihre zurückgezogen lebende Nachbarin Odile kennen, eine verwitwete „Kriegsbraut“, die ursprünglich aus Paris stammt. Zwischen dem einsamen Teenager und der alten Dame entwickelt sich eine tiefe und langjährige Freundschaft. Lily lernt begeistert Französisch und Odile gibt ihr nach dem Tod der Mutter Halt. Nach und nach findet Lily mehr über Odiles Vergangenheit heraus und deckt dabei Odiles dunkles und tragisches Geheimnis auf, das sie für immer ins Exil trieb. In der zweiten Zeitebene begleitet der Leser Odile in Paris von den Monaten kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bis nach der Befreiung von der deutschen Okkupation 1944. Anfang 1939 geht für Odile ein Traum in Erfüllung, als sie eine Anstellung in der Amerikanischen Bibliothek in Paris, der ALP, ergattert. Sie genießt die Arbeit in der Bibliothek, die schillernden und exzentrischen Subskribenten und Kollegen und ihre neu gewonnene Unabhängigkeit. Mit dem Einmarsch der Nazis in Paris ziehen Gefahr, Denunziationen und Missgunst auf und die Schließung der Bibliothek droht. Gemeinsam mit einigen couragierten Mitarbeitern der Bibliothek schließt sich Odile dem Widerstand an, indem sie im Geheimen Bücher zu den Lesern bringen, denen die Nazis den Zutritt zur Bibliothek verwehren, und sich selber in Gefahr bringen. Doch dann begeht Odile einen fatalen Fehler, der ihr gesamtes Leben beeinflussen wird. Janet Skeslien Charles verwebt in ihrem fesselnden historischen Roman gut recherchierte Fakten und Fiktion. So setzten sich während des Zweiten Weltkrieges Mitarbeiter der ALP, wie Dorothy M. Reeder, Boris Netchaeff und Clara de Chambrun, mit Mut und Hingabe dafür ein, dass die Bibliothek geöffnet blieb und riskierten ihr Leben, um Subskribenten zu helfen. Diesen couragierten Menschen setzt die Autorin ein Denkmal. Sehr interessant sind dabei auch die ausführlichen Zusatzmaterialien am Ende des Romans, in denen die Geschichte der ALP und die Biographien ihrer Mitarbeiter beleuchtet werden. Der mutige Einsatz der BibliothekarInnen ist bewundernswert. Ihre Hingabe und Integrität in einer Zeit der Schrecken und im Angesicht moralischer Konflikte hat mich tief beeindruckt. Aus ihren Handlungen und auch aus dem ganzen Roman wird eine große Liebe zur Literatur und dem geschriebenen Wort deutlich. Janet Skeslien Charles Roman ist eine leidenschaftliche Hommage an die heilende und tröstende Kraft der Bücher, Bibliotheken als Zufluchts- und Sehnsuchtsorte und BibliothekarInnen als HüterInnen von Wissen. Das Buch ist gespickt mit schönen Zitaten und ich habe mir eine ganze Reihe von Buchempfehlungen notiert. Die Amerikanische Bibliothek in Paris wird als wunderbarer Zufluchtsort, als Oase der Ruhe und Geborgenheit geschildert und seine Subskribenten und Mitarbeite als eine exzentrische und schillernde Gemeinschaft, die ich gerne kennen gelernt hätte. Sehr detailreich und plastisch wird die Atmosphäre im okkupierten Paris beschrieben und man taucht sofort in die Kriegsjahre ein. Wir begleiten Odile und ihre Weggefährten durch die schwere und entbehrungsreiche Besatzungszeit. Durch die verschiedenen Einzelschicksale erschafft die Autorin ein komplexes Panorama der Zeit. Von der zunehmenden Nahrungsmittelknappheit, den Bespitzelungen und Denunziationen, den Schikanen durch die Deutschen und der Gefahr, der vor allem jüdische Mitbürger, aber auch „feindliche Ausländer“ ausgesetzt waren bis hin zu den Gräueln der Schlachtfelder und Kriegsgefangenenlager und auch den Gewalttaten gegenüber „Kollaborateuren“ nach der Befreiung. Vielschichtig und feinfühlig wird die generationenübergreifende Freundschaft zwischen Lily und Odile geschildert und Lily Heranwachsen in Montana, ein Coming-of-Age mit Schicksalsschlägen und Hürden des Teenagerseins. Janet Skeslien Charles Roman ist eine Liebeserklärung an Bibliotheken und Bücher, aber wirft auch essentielle moralische Fragen auf: Verantwortung, Schuld und Reue, Verrat und die mitunter massiven Auswirkungen einer Fehlentscheidung werden beleuchtet, aber auch die komplexen Facetten von Freundschaften. „Eine Bibliothek in Paris“ ist ein wunderbar zu lesender Schmöker inspiriert von wahren Begebenheiten und bekommt eine klare Leseempfehlung von mir! Vier Sterne!

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