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Rezension zu
Dallmayr. Der Traum vom schönen Leben

Roman, keine Biographie!

Von: Edith N.
20.01.2022

München, 1897: 20 Jahre lang haben Anton Randlkofer (57) und seine Frau Therese (49) ein Geschäft geführt. Sie sind ein gutes Team und haben drei Kinder. Die beruflichen Träume und Pläne gehen ihnen nie aus. Die Visionärin ist Therese. Anton trägt alles mit, was er verantworten kann. Vor zwei Jahren haben sie ihren Laden verkauft und das alteingesessene Feinkostgeschäft Dallmayr in der Altstadt von München übernommen: gehobenes Angebot, gehobene Klientel. „Und wenn der Marienplatz das Herz der Stadt war, so sollte der ‚Dallmayr’ der Bauch der Stadt werden – das hatten Therese und Anton einhellig beschlossen. Der Laden sollte eine Verheißung für alle Feinschmecker sein, die Wert auf außergewöhnliche Qualität und Frische der Lebensmittel legten und darauf brannten, neue, bislang unbekannte, auch exotische Genüsse zu erleben.“ (Seite 12) Das Konzept kommt an, der Laden brummt, doch Anton Randlkofer kann sich nicht lange an dem Erfolg erfreuen. Zwei Jahre nach der Übernahme des Dallmayr erkrankt er schwer und stirbt. Bei aller Trauer: Jetzt wittert Max, Antons jüngerer Bruder, Morgenluft. Insgeheim hat er seinem Bruder den beruflichen Aufstieg geneidet und gedenkt jetzt, den Dallmayr zu übernehmen. Doch seine Schwägerin Therese lässt ihn kühl abblitzen. Sie traut sich durchaus zu, das Geschäft auch ohne ihren Mann weiterzuführen. Zum Glück weiß Max nichts von Antons Geheimnis, von dem selbst Therese erst nach dessen Tod erfahren hat. Das will sie auch weiterhin bewahren, denn mit dem Wissen könnte man dem Ruf der Familie massiv schaden. Unglücklicherweise betrifft die Angelegenheit eine ganze Reihe von Menschen. Da Therese aber niemanden ins Vertrauen zieht, trifft sie nun Entscheidungen, die für ihr Umfeld nicht nachvollziehbar sind. Insbesondere Thereses Nichte Balbina Schmidbauer, die den Randlkofers den Haushalt führt, versteht die Welt nicht mehr. Was hat die Tante auf einmal gegen sie? Sie hat doch immer alles für die Familie getan! Tief verletzt packt ihre Sachen und geht. Die Tochter des Hauses, Elsa, bleibt von alledem unbeeindruckt. Weder mit der Familie noch mit dem Geschäft hat sie viel am Hut. Sie ist in einem katholischen Mädchenpensionat und träumt von einem Studium. Vom Unterricht ist sie unterfordert und ihrer Findigkeit und ihren Lügen haben die Klosterschwestern nichts entgegenzusetzen. Sie hält sich an keine Regeln und macht ihr eigenes Ding. Ihr Urteilsvermögen lässt aber noch zu wünschen übrig ... Weil wir die Geschichte nicht nur aus der Perspektive der Familie sondern auch aus der Sicht von Balbina Schmidbauer und den ehrgeizigen Geschwistern Loibl – Lehrling Ludwig und dessen Schwester Lilly – erzählt bekommen, ist das für uns Leser:innen ein sehr turbulenter und abwechslungsreicher Genuss. Leser:innen, die so neugierig sind wie ich und gerne spoilern, sei gesagt: Es bringt nicht viel, nach den Personen in diesem Buch zu googeln. Das ist ein Roman und keine Biographie. Die Familie Randlkofer gab’s natürlich, und auch die Entwicklung des Unternehmens entspricht den Tatsachen. Wie es allerdings im Privatbereich der Geschäftsleute zuging, das ist Fiktion. Ein Personenverzeichnis wäre nicht schlecht gewesen. Wenn Nebenfiguren nach hundert oder zweihundert Seiten plötzlich wieder auftauchen, bin zumindest ich leicht überfordert. Das lässt mir dann keine Ruhe und ich blättere so lange zurück, bis ich die Stelle gefunden habe, an der von diesen Leuten schon mal die Rede war. Ein schneller Blick in eine Liste würde den Lesefluss weniger lange unterbrechen.

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