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Rezension zu
Auf Erden sind wir kurz grandios

Großartiger Roman

Von: welterlesen
15.12.2021

„Auf Erden sind wir kurz grandios“ von Ocean Vuong hat mich sowohl sprachlich als auch inhaltlich begeistert. Die Lektüre ist durchaus anspruchsvoll, der Autor hatte bis zu diesem Romandebüt nur Gedichte verfasst. Ich hätte mir vorher nicht vorstellen können, dass man die grausamen Erfahrungen des Vietnamkriegs und die Emigration einer vietnamesischen Familie in die USA so einzigartig poetisch und zart darstellen kann. Die Geschichte mit autobiografischen Zügen wird in Form eines langen Briefs des Ich-Erzählers „Little Dog“ an seine Mutter erzählt. Die Mutter wird diesen Brief nie lesen, denn sie ist des Lesens nicht mächtig. Es ist keine einfache Kindheit und schon gar keine einfache Vergangenheit, von der der Sohn erzählt. Eine Mutter, die die Sprache des neuen Landes nicht beherrscht, versucht sich dort durchzuschlagen hat. Die Traumata des Vietnamkriegs hat sie nicht verarbeitet und wird es wohl auch nie. Dazu bleibt auch kaum Zeit, wenn man sich und seine Familie mit einem schlecht bezahlten Job im Nagelstudio über Wasser halten muss. Ihre Überforderung wird offenbar, wenn sie den Sohn verprügelt. Dennoch haben wir, hat der Sohn Empathie mit dieser Frau, die in der Mall unbedingt wissen muss, ob das weiße Kleid, das sie kaufen möchte, feuerfest ist. ‚Eine seltsame Frage‘ denkt man beim Lesen zunächst, bis sich einem unwillkürlich die schrecklichen Bilder der Menschen aufdrängen, die bei den Napalm-Angriffen nackt vor dem Feuer flüchteten. Oft sind es gerade die kleinen Nebensätze, die in diesem Buch so bedeutungsvoll sind, dass es sich immer wieder lohnt zurückzublättern. Doch nicht nur von der Mutter des Protagonisten handelt der lange Brief, sondern auch von den Erfahrungen der inzwischen schizophrenen Großmutter in Vietnam und den USA, von der ersten Liebe des Protagonisten zu Trevor. In Fragmenten erzählt Vuong die verschiedenen Zeitebenen und Erzählstränge. Auch deswegen muss man immer wieder einmal zurückblättern und nachlesen. Sicherlich keine ganz einfache Lektüre, kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest, aber ein wirklich „großer“, absolut lesenswerter Roman.

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