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Rezension zu
Lasst uns tanzen und Champagner trinken – trotz alledem!

Lasst uns tanzen und Champagner trinken trotz alledem!

Von: Frau Lehmann liest
23.11.2021

Isadora Duncan. Selbsternanntes Tanzgenie, bekennende Balletthasserin, Prophetin des freien Tanzes. Man mag sie oder nicht, da gibt es keine Zwischentöne. Ich mag sie nicht, da hilft nicht einmal diese großartige Biographie von Michaela Karl. Ob sie nun über Dorothy Parker schreibt, über Unity Mitford oder eben die Duncan, immer sind ihre Bücher überaus lesenswert, gut recherchiert, spannend. Zeitzeugen kommen zu Wort, die Künstlerin selbst, sogar die Stimmen, die Isadora Duncan für überbewertet halten. Das ehrt Frau Karl, merkt man doch, dass sie die Dame sehr schätzt. Ich persönlich halte Isadora Duncan für eine tänzerische Dilettantin, die mit enormer Austrahlung gesegnet gewesen sein muss. Liest man ihre Texte, springt einem ihre unfassbare Selbstbeweihräucherung als erstes ins Auge, danach ein Hang zu schwülstigen Formulierungen. Angeblich hat sie die Welt des Tanzes maßgeblich beeinflusst, so u.a. Nijinskys "L'apres midi d'un faune". Sie hat sich sicherlich als Erste mit der Wiederbelebung (oder das, was man dafür hielt) des griechischen Tanzes beschäftigt, mit Bewegungen außerhalb des klassischen Kanons, aber Aufbruch lag zum einen eh in der Luft und zum anderen könnte das Ergebnis nicht weiter entfernt sein von dem, was die Duncan als tänzerisch wertvoll erachtete. Wofür man sie unfreiwillig bewundern muss, ist ihre Haltung zu Moral und dem, was für Frauen als angemessen gilt. Isadora Duncan lebt ihr Leben frei von allen Werten und Normen ihrer Zeit, ohne Korsett, mit unzähligen Liebhabern. Gleichzeitig ist sie der Meinung, dass die Welt ihr aufgrund ihres Genies etwas schulde, mit Vorliebe Geld für Hotelrechnungen und Alkohol. Nein, ich kann ihr wenig abgewinnen, der "göttlichen" Isadora. Und trotzdem empfehle ich diese wirklich gut geschriebene Biographie jedem Tanzinteressierten. Vielleicht in Kombi mit einer Diaghilev-Biographie...

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