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Rezension zu
Aufzeichnungen aus dem Untergrund

...keine leichte Kost aber sehr sehr interessant!

Von: Gedankenlabor
15.11.2021

>>Ich vermochte nicht nur nicht bösartig, sondern auch sonst nichts zu sein: nicht böse noch gut, nicht Mistkerl noch Ehrenmann, nicht Held noch Insekt. Und nun friste ich mein Leben in meinem einsamen Winkel und verhöhne mich selbst,...<< „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ von Fjodor M. Dostojewski ist anlässlich des 200. Geburtstags am 11.11.2021 eine Neuübersetzung durch Ursula Keller, erschienen im Manesse Verlag. Zuerst einmal muss man sagen, dass dieses neue Gewand wirklich gelungen ist und für mich einen Teil der Stimmung dieser besonderen 'Aufzeichnung' gut einfängt! Insgesamt finde ich, beweist der Manesse Verlag bei der Gestaltung der neu aufgelegten Klassiker ein sehr gutes und geschmackvolles Händchen, wie ich finde. Auch die Übersetzungen empfand ich bisher als wirklich gut und vor allem immer mit den nötigen Erklärungen und Nachweisen etc. zum Verständnis. Nun kommen wir aber zu Dostojewski's Werk... und hier maße ich mir nicht an eine Kritik, geschweige denn eine fachlich fundierte Analyse oder Dergleichen zu schreiben, da ich dafür gar nicht den nötigen fachlichen Backround habe. Viel mehr möchte ich auch hier auf mein Lesegefühl eingehen. Innerhalb eines Monologs lässt der Ich-Erzähler uns hier sehr an seinen Gedanken teilhaben, diese zeugen nach meinem Empfinden von größtem Groll gegen Menschen und nicht zuletzt auch gegen sich selbst. Gleich zu Beginn setzte sich für mich eine melancholische aber auch sehr aggressive, mitunter von Ironie behaftete freche und negative Grundstimmung ein, die sich beim lesen durch das ganze Werk zog und mich dieses Buch hat wirklich nur in Häppchen lesen lassen können. Denn diese Negativität schlug auf mich als Leser über und es viel mir mitunter auch ein bisschen schwer mich von den Gedanken, die damit einher gingen loszureißen. Letztlich übt der Ich-Erzähler hier nicht nur Kritik an sich selbst und anderen Menschen gegenüber, er benennt letztlich eben auch die Fehler im System und was daraus resultiert. Er greift alte Muster auf und zeigt, dass der Mensch aus seinen Fehlern letztlich nicht lernt, sondern diese wieder und wieder macht. Man schaut in den Spiegel und sitzt gleichzeitig in einem dunklen Loch, so hat es sich für mich beim Lesen mitunter angefühlt. Letztlich war „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ eine echte Herausforderung, die ich ganz sicher nicht in Gänze aufnehmen konnte, dafür braucht es nach meinem Empfinden noch ganz ganz viele Blickwinkel mehr auf die Erzählung und auch vom Verständnis wesentlich mehr Hintergrundwissen. Aber mich hat dieses Buch sehr neugierig gemacht, wer Dostojewski ist, wie er gelebt hat, was sein Leben geprägt hat, mit welchen Menschen er sich umgeben hat und vor allem was vielleicht Auslöser, Ereignisse waren, die ihn haben solch eine innere Dunkelheit schreiben lassen. Und nach ein bisschen mehr Hintergrund zum Autor selber, gelingt mir dann vielleicht auch ein weiterer etwas veränderter oder erweiterter Blick auf sein Werk.

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