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Rezension zu
Vermintes Gelände – Wie der Krieg um Wörter unsere Gesellschaft verändert

Was darf man heute noch sagen?

Von: Jennifer Hempel
17.11.2021

Die deutsche Sprache befindet sich ständig im Wandel. Dabei bleibt es nicht aus, dass Neuerungen erst einmal kritisch gesehen werden. So verhält es sich derzeit auch mit dem sog. Gendern. Die ehemalige Nachrichtenmoderatorin Petra Gerster wurde im Netz für ihre gegenderten Redebeiträge vielfach gescholten und bedroht. Ihr Mann, der Journalist Christian Nürnberger, wollte das nicht länger tatenlos hinnehmen und hat seine Frau zum Schreiben dieses gemeinsamen Buchs überredet. Denn beim "Krieg der Wörter" geht es nicht nur um richtiges bzw. geschliffenes Deutsch, sondern auch um politische Korrektheit. Kurzum, was darf man heute im 21. Jahrhundert überhaupt noch sagen, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen. Bekannte Politiker, Fernsehmoderatoren und Sportler sind bereits über das Z- bzw. N-Wort gestolpert und wurden dafür öffentlich gerügt oder gar ihrer Funktion enthoben. Können englische Abkürzungen, wie PoC oder LGBT, die Problematik lösen? Ich bin diesbezüglich eher skeptisch und finde es gegenwärtig immer schwieriger, den richtigen Ton zu treffen, weil zu viel Identitätspolitik mit in die Thematik reinspielt. Das Journalistenpaar hat mit seinem Buch die richtige Diskussionsform getroffen. Denn darin nähern sich Gerster und Nürnberger faktenbasiert und unterfüttert mit bekannten Stimmen (Schauspieler, Moderatoren, Germanisten und DUDEN-Redaktionsleitung) der hochbrisanten Sprachproblematik und lassen auch ihre eigene Einstellung nicht außen vor. Verpackt in kleinen Essays, die sich sehr spannend lesen, werden die derzeitigen sprachlichen Entwicklungen umfangreich durchleuchtet. Auf diese Weise kann sich jeder Leser leicht seine eigene Meinung bilden und am umkämpften Diskurs teilhaben. Letztendlich haben wir es in der Hand, ob unsere Sprache zum "verminten Gelände" (s. Titel) wird oder wir Ausnahmen/Neuerungen zulassen, um unserer vielfältigen Gesellschaft auch sprachlich gerecht zu werden. Dafür muss man m.E. nicht vollkommen aufs generische Maskulinum verzichten oder alte Straßen (wie z. B. Mohrenstraße) umbenennen. Ich halte hier einen Mittelweg für die beste Lösung.

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