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Rezension zu
Die andere Hälfte der Welt

Dystopie mit Wahrheitsgehalt

Von: buch_zeit
04.11.2021

Heute mal ein Debütroman mit einem sehr aktuellen Thema als Inhalt: „Die andere Hälfte der Welt“ von Christina Sweeney –Baird. Dieser Roman widmet sich einer fiktiven weltweiten Pandemie. Dies lässt vermuten, das Corona Virus wurde als Inspiration genutzt um dieses Werk zu erschaffen, jedoch hat die Autorin bereits 2019 den Roman begonnen, als wir uns alle noch in Sicherheit wähnten. Dies macht die Gedankenspinnerei von Baird zu einem prophetischen Buch, welches sich in verschiedenen Kontexten mit dem Thema einer weltweiten Pandemie auseinandersetzt. Rein Fiktiv (zum Glück) tötet das Virus in ihrem Buch jedoch nur die Männer – dies führt zu einer sehr spannenden Komponente. Wie stellt sich die Welt neu auf, wenn es kaum noch Männer gibt? Wir schreiben das Jahr 2025 und die junge Ärztin Amanda Maclean behandelt Patient Nr. 0. Zuerst hat er nur leichtes Fieber, doch binnen weniger Stunden segnet er das Zeitliche. Innerhalb weniger Tage ist klar, man hat es mit einem höchst infektiösem und tödlichen Virus zu tun, welches hauptsächlich Männer umbringt. Die weltweite Ausbreitung ist nicht zu mehr stoppen. Die Gesellschaftsstrukturen wie wir sie kannten, müssen neu gemischt werden, um den Mangel an Männern irgendwie zu kompensieren. Werden die Menschen wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen oder ist die Menschheit dem Untergang geweiht? Der Aufbau des Romans richtet sich nach den verschiedenen Phasen einer Pandemie. Er startet mit der Zeit davor, zu Patient 0, zu ersten Maßnahmen, einer Impfung bis hin zur Zeit danach. Erschreckende Parallelen zu dem was wir in den letzten beiden Jahren durchmachen mussten. Jedoch spinnt sie besonders auf der Geschlechterebene Gedanken und Ideen weiter. Was passiert mit einer Gesellschaft ohne Männer, wie reagieren unterschiedliche Menschen auf diese Ausnahmesituationen, dass 90% der männlichen Bevölkerung für immer verloren sind und jede Frau überlebt. Sweeney-Baird erzählt in den einzelnen raffinierten Kapiteln aus unterschiedlichen Erzählperspektiven der Akteure. Mal folgt man dem Schicksal einer Mutter in London, mal dem einer Journalistin in Canada, mal einem Mannes auf einem Kreuzfahrtschiff in Island oder einer Kinderfrau auf den Philippinen etc. Nur streckenweise führen die unterschiedlichen Schicksale zusammen. Jedes Kapitel zeigt immer die Tage seit Ausbruch der „Männerpest“ an, somit verfolgt man chronologisch den Zerfall der alten Welt. Die verschiedenen authentischen Sichtweisen werfen einen empathischen Blick auf unterschiedliche Menschen, so dass der Leser regelrecht an den Lippen jedes Protagonisten hängt und um ein Happy End betet. Das nicht alles rosig bei solch einem Setting ist, ist selbstverständlich aber durch ihre einfühlsame und fesselnde Sprache schafft die Autorin ein besonderes Verhältnis zum Leser. Jeder der Protagonisten begegnet uns auf seine eigene und manchmal auch ungeschönte Weise. Mal lesen wir einen Zeitungsartikel oder einen Tagebucheintrag oder lauschen einem vertrauten Gespräch zweier Freundinnen. Es stellt sich noch die Frage ob es sich um einen „männerfeindlichen“ feministischen Roman handelt. Natürlich rückt das Geschlecht in den Fokus und manche Themen zielen direkt darauf ab, jedoch ist es kein Roman einer verbitterten Frau, welche den Männern die Pest an den Hals wünscht, eher eine Sichtweise auf Geschlecht im generellen mit einem sehr hellsichtigen und schönen Ansatz welcher soziale Geschlechtergrenzen verwischen lässt („typisch“ Mann bei Berufen etc. existiert nicht mehr, Heterosexualität muss neu überdacht werden, genauso wie Themen der Mutterschaft). Mir hat dieser Diskurs in eine für alle optimierte Welt gefallen, in der die Welt sich nach materiachalen Idealen neu erfindet. Fazit: eine packede Dystopie, welche vielleicht nach Corona der Realität näher scheint.

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