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Rezension zu
Nur fast am Boden zerstört

So viel mehr als nur ein Sommerflirt

Von: Yuura
11.10.2021

Ein perfekter Sommerflirt, der eigentlich genau das bleiben sollte. Doch dann kommt alles anders, als Ollies Familie beschließt zum besagten Urlaubsort hinzuziehen, um der kranken Tante beistehen zu können. Als ob Umzug schon nicht schwierig genug ist, immerhin lässt man Freunde und alles zurück, auch auf eine neue Schule muss Ollie sich einfinden. Und wen trifft er dort wieder? Will Tavares – seinen Sommerflirt -, der sich seit dem Ende der Sommerferien nicht mehr bei ihm gemeldet hat und ihm plötzlich an der neuen Schule aus dem Weg geht. Will, der Basketball-Crack und Idiot. Denn Ollie scheint für ihn plötzlich nichts weiter als Luft zu sein. Doch als Ollie beschließt diesem nicht mehr hinterher zu trauern, taucht Will ständig scheinbar zufällig immer dort auf, wo Ollie ist. Ein Sommerflirt, die erste große Liebe und ausgerechnet mit jemandem, der zum einen so tut, als ob er einen nicht kennt und der nicht geoutet ist. Man selbst ist neu auf der Schule, kennt niemanden und muss sich nicht nur dort zurecht finden, sondern auch in seinem eigenen Leben. Ollie und Wills Geschichte wurde so oder so ähnlich bestimmt schon einige Male erzählt, also in dem Sinne, dass es jemanden geouteten gibt und jemanden, der es nicht ist und sich auch strikt dagegen weigert. Was also hat die Geschichte für mich so lesenswert gemacht? Ollie ist wirklich ein faszinierender Charakter. Er kämpft sich durchs Leben, hin und wieder vergisst man, dass er eigentlich erst 17 Jahre alt ist. Er übernimmt Verantwortung, passt auf seinen Cousin und Cousine auf, nimmt sich dabei selbst zurück und beschwert sich kaum. Seine Pubertät scheint er schon eine Weile hinter sich zu haben, zumindest habe ich es so beim Lesen empfunden, weil er, was seine Eltern betrifft, kaum auf Konfrontation geht, obwohl er, gerade wenn es um seine Tante geht, meistens im Dunkeln gelassen wird. Dafür weiß er genau, was er im Bezug auf Will will. Das macht er auch deutlich, was ich auch sehr an ihm mochte. Es macht ihn authentisch, dass er sehr wohl auf der einen Seite weiß, was er will und sich dann zwar etwas vornimmt, sich aber nicht direkt darauf einlassen kann. Er hat Hoffnungen, Ängste, Zweifel, er liebt und trauert. Man macht gefühlt jede Emotion mit ihm durch. Ich mochte seine gesamte Art, er ist wortgewandt und hat eine lockere Sichtweise auf einige Dinge. Doch er hat auch Ecken und Kanten und weiß manchmal einfach nicht weiter. Er hilt, wo er kann, auch wenn er sich dadurch hin und wieder selbst in die Schusslinie bringt. Nicht jeder fasst seine Hilfe positiv auf, doch er lässt sich davon nicht beirren. Gerade im Bezug auf Lara mochte ich ihn sehr, da er schnell merkt, was eigentlich Sache ist und nicht davor zurück schreckt, trotz Startschwierigkeiten, Lara darauf anzusprechen. Obwohl die Geschichte aus Ollies Sicht geschrieben ist, wirkt Will dennoch nicht blass. Man lernt ihn, soweit es geht, gut kennen und auch wenn Ollie dessen Entscheidungen nicht immer ganz nachvollziehen kann, so konnte ich es als Leser schon. Ich hatte mir nie gedacht: Ach komm jetzt stell dich nicht so an. Auch er hat seine starken und schwachen Momente. Mag man anfangs noch denken, was er eigentlich für ein rücksichtsloser Idiot ist, merkt man schnell, dass auch Ollie sich einfach täuscht, vielleicht ein wenig zu sehr an sich selbst denkt und die Ängste von Will nicht ernst nimmt. Auf den Ungeoutete kann man schließtlich gut drauf rum hacken, obwohl man doch eigentlich weiß, wie schwer das ist. In der Geschichte werden viele wichtige Themen angesprochen: Coming out (nicht nur Will), Verlust und Trauer, Selbstfindung, um mal ein paar zu nennen. Aber auch einfach Herzschmerz, Highschool Drama, Freundschaft neue und alte und Familie und das alles mit zwar einer Prise Drama aber auch einer gehörigen Portion Humor. Die Autorin verpackt diese in eine liebevolle Geschichte, in dem nicht nur zwei junge Männer zueinander finden, sondern in der Ollie mit einem für ihn schwerwiegendem Thema zu kämpfen hat. Es gab eine Stelle, an der ich wirklich mit den Tränen zu kämpfen hatte. Durch Ollie schafft es die Autorin Emotionen und Gedanken nahe an den Leser zu bringen und ich habe mit ihm mitgefühlt, gelacht und geweint. Faszinierend fand ich auch, dass diese Geschichte ganz ohne Sex auskam, was ich wirklich passend fand, unabhängig vom Alter der Protagonsiten. Auch Nebencharaktere spielen eine tragende Rolle. Ob Ollies oder Wills Eltern, Ollies Tante, Onkel, Cousine und Cousin, oder Ollies neue Schulfreundclique. Ich muss gestehen, die Mädels waren mir hin und wieder ein wenig to mouch, dafür haben mich Wills Freunde und Familie zum Ende hin sehr positiv überrascht, ich hatte erst befürchtet, es würde alles viel zu dramatisch sein. Denn Ollie allein muss sich schon mit sehr viel auseinander setzen. Bei der Mädchenclique fand ich Lara am interessantesten, ich hätte mir für sie zwar ein anderes Ende gewünscht, doch es passt auch. Nicht nur in die Protagonisten hat die Autorin ihr Herzblut gesteckt, auch in die Nebencharaktere, was ich wirklich schön fand, sie machen das gesamte Bild einfach noch runder, die Geschichte noch lebendiger. Sie erzählen Ollies und Wills Geschichte mit, doch auch ihre eigene. Dieses Buch ist eine gelungene Young-Adult Coming out Geschichte, die ich auch Jugendlichen empfehlen würde, die in Ollies Alter sind und eventuell dieselben Probleme wie Will aber auch Ollie haben. Die Geschichte macht Mut und gibt Hoffnung und gleichzeitig ist sie so bewegend und berührend.

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