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Rezension zu
Die Entscheidung

Wenn Worte wie Schläge sind

Von: buchlesenliebe
06.10.2021

Achtung Spoiler! „Denn seine Worte zerschneiden wie Klingen, was in dir am zerbrechlichsten ist. Und am am kostbarsten“ (S.169). Gehen oder bleiben? Soll sie weiterhin in einer Ehe verharren, in der sie immer wieder emotional misshandelt, schwer beleidigt, lächerlich und vor den beiden Kindern bloßgestellt wird? Stets in Alarmbereitschaft lebt, immer auf der Hut sein muss? Werden die verbalen Wutausbrüche ihres Ehemannes Aurélien - eine tickende Zeitbombe- jemals ein Ende finden? Wie viel soll sie weiter stillschweigend hinnehmen? Wem kann sie sich anvertrauen? Wie viel seiner Aggressionen werden sich auf die Kinder übertragen und sie prägen? Diese Fragen stellt sich die namenlose Protagonistin, Ende 30, nicht zum ersten Mal. Bereits vor sieben Jahren wurde sie schwer depressiv, trennte sich vorläufig. Aurélien begann eine Therapie, versprach Besserung, veränderte sich. Einige Jahre gab es Ruhe im toxischen Eheleben - doch die schmerzlichen verbalen Attacken und Grausamkeiten kehrten zurück und die Protagonistin steht erneut vor einer Entscheidung, die ihr alle Kräfte abverlangt. Die französische Journalistin Amélie Cordonnier hat mit ihrem literarischen Debüt „Die Entscheidung“ (übersetzt von Amelie Thoma) einen eindringlichen Roman über psychische Gewalt in der Ehe vorgelegt, der zu Herzen geht und mich emotional oft mitgenommen hat. Triggerwarnungen seien hiermit ausgesprochen. Der Erzählstil in der 2.Person Singular ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aus meiner Sicht aber sehr stimmig - es ist unklar, wer die Beobachterperspektive einnimmt - in meiner Interpretation schreibt die Protagonistin an sich selbst, um Distanz zum Erlebten wahren, aus neutralerer Perspektive ihre emotionalen Verletzungen verarbeiten und heilen zu können. Es ist das intensive Zeugnis des Versuchs einer Selbstbefreiung - und emanzipation. Teilweise sind mir einige sexuell konnotierte Passagen zu obszön formuliert. Allein vom Cover hätte mich das Buch nicht wirklich angesprochen, aber ich bin froh, dass ich diesen bewegenden Leseschatz entdeckt habe. Eine sehr wichtige Botschaft, die das Cover dennoch abbildet: manchmal ist es gesünder und unbedingt notwendig, allein auf dem „Parkett des Lebens“ zu tanzen und sich aus toxischen Beziehungen sowie emotionalen Abhängigkeiten zu befreien- wie schwer dies sein kann, zeigt dieses Büchlein auf sehr eindringliche Weise.

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