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Rezension zu
Land der Frauen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Land der Frauen

Von: Frau Lehmann liest
27.09.2021

Maria Sánchez ist Landtierärztin, wie schon ihr Vater und Großvater. Sie setzt damit als erste Frau eine Familientradition fort. Erst als ihre Großmutter an Demenz erkrankt, bemerkt sie, dass sie ausschließlich einer männlichen Tradition gefolgt ist. Aber wie haben die Frauen der Familie eigentlich gelebt, wo kommen sie her, was waren ihre Träume und Lebensvorstellungen? Mit der langsam verrinnenden Erinnerung ihrer Großmutter verlöscht unwiederbringlich ein Leben fast ohne Spuren, ein Leben aber, ohne dessen Arbeit und Mühen und Verzicht im Schatten das Leben der Männer im Licht nicht möglich gewesen wäre. Unzählige Mahlzeiten, die gesamte Hausarbeit, Tierversorgung, Gemüseanzucht lag und liegt in den Händen der Frauen, die von morgens bis abends ihre Arbeit verrichten, ohne dafür Aufmerksamkeit oder Anerkennung zu bekommen. Frauen auf dem Land, an denen die Emanzipation in den Städten irgendwie vorbeigerauscht ist, die keine Zeit für Demonstrationen haben und auch nicht den Mut, sich dem Dorfleben entgegenzustemmen. In der Masse mitzulaufen und Plakate zu schwingen ist eben eine Sache, eine andere ist es, vor den Augen von 20 bekannten Frauen althergebrachte Lebensregeln in Frage zu stellen. Ein spannendes und nachfragendes Buch, dass hier in Deutschland vor zwanzig Jahren sicherlich wie eine Bombe hätte einschlagen können. Inzwischen ist, zumindest meiner Erfahrung nach, die Situation im ländlichen Bereich zumindest in Norddeutschland, deutlich besser, u.a dank Organisationen wie der Landfrauen, die Politik und Bildungsmöglichkeiten in die Dörfer gebracht haben. Im ländlichen Spanien mag das noch ganz anders aussehen. Nichtsdestotrotz klingt auch hier bei dem Begriff "Landfrau" oder "Dorf" noch etwas hinterwäldlerisches nach: das ist da, wo die Kühe muhen, aber kein schnelles Internet verfügbar ist, wo man sich um Hühner kümmert, aber keine Ahnung von aktueller Literatur hat. Insgesamt gibt es noch viele Vorurteile und Märchenvorstellungen, die sich um das Leben von Frauen ranken, in der Stadt und auf dem Land und dieses Buch ist durchaus geeignet, den Finger auf ein paar wunde Stellen zu legen.

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