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Rezension zu
Die Schule der Redner

Historische Unterhaltung, Spannung und Rhetorik-Schule in einem

Von: Hirilvorgul
17.09.2021

Schon immer gab es Menschen, die andere mit ihren Worten fesseln konnten, die Trost spenden, Hoffnung wecken aber auch Kriege entfachen konnten. Die Spanne, die einem da spontan einfällt ist breit. Sie reicht von Jesus über Hitler hin zu Martin Luther King. Aber warum gelingt es dem einen, sich nicht nur Gehör zu verschaffen, sondern sich auch Gefolgschaft zu sichern, während anderer Menschen vielleicht viel klügere Gedanken ungehört verhallen? Dieser Roman hat eine Erklärung dafür. Neben den naturgegebenen Gaben, wie eine angenehme Stimme oder auch ein sympathisches Äußeres, ist es vor allem eine harte Schule. Es ist die Kunst, auf den Menschen gegenüber einzugehen oder aber auch – bei großen Menschenmengen – Ängste zu schüren und Besserung zu versprechen. Es gab (und gibt sicher auch noch) Schulen, in denen man genau diese Künste erlernen kann. Und dazu ein gerüttelt Maß an Fähigkeiten zur Manipulation. Die Meister können sich Menschen gefügig machen, sie quasi in Besitz nehmen. Der Autor verpackt all das in eine spannende Geschichte um eine geheime Schrift, die die absolute Macht verspricht. Er offenbart die menschlichen Abgründe, denn wer einmal an den Möglichkeiten der Manipulation geschnuppert hat, lechzt bald nach der totalen Kontrolle. Und da ist es egal, ob die Gründe dafür lautere sind (ich möchte Gutes bewirken) oder eben nicht. Leon ist redebegabt und das stürzt ihn in ein Abenteuer, in dem es bald nicht nur um sein Leben geht, sondern um nicht weniger als die Rettung der Menschheit. Was sich hier ein bisschen wie Indiana Jones liest, ist eine wunderbare, spannende und nachdenklich machende Geschichte. Schon im Prolog macht Seeger dem Leser klar, worum es in diesem Roman geht. Er wirft uns mitten hinein in einen Aufruf zum Kreuzzug, lässt uns die scheinbar völlig irrationale Ekstase der Menschen erleben und deutet schon mal an, dass hier mehr als nur Rede-Talent im Spiel ist. Johann Seeger weiß, worüber er da schreibt, ist er doch selbst Rhetorik-Trainer. Dem ein oder anderen mag diese Macht der Worte ein wenig überzogen dargestellt sein, ich meine aber, wir sollten uns viel öfter bewusst machen, was Worte – gesprochen oder geschrieben – mit uns machen können. Erleben wir es doch gerade tagtäglich in den „Sozialen“ Medien, die oft alles andere als sozial sind, oder auch bei den Querdenkern, bei denen man sich fragt, warum denen auch nur ein einziger zum Denken fähiger Mensch Aufmerksamkeit schenkt. Ein Roman, der mit einem tollen Mittelalter-Setting unterhält, historische Personen einflicht, den Leser zum Nachdenken bringt und nebenbei auch noch eine Lehrstunde in Rhetorik ist. Kann man allen Freunden geschriebener Worte nur empfehlen. Von mir gibt es dafür die Höchstnote.

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