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Rezension zu
Die Tränen der Welt

Eine Zeitreise nach Barcelona zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Von: Tanja Müller
13.09.2021

„Die Tränen der Welt“ war das erste Buch, das ich von dem Autor gelesen habe. Die Geschichte spielt in Barcelona zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wir lernen die Protagonisten Dalmau und Emma kennen, die in ihrer jugendlichen Leichtigkeit fest daran glauben, in dem jeweils anderen die ganz große Liebe fürs Leben gefunden zu haben. Wir tauchen anhand ihrer Lebensumstände tief in die gesellschaftliche „Ordnung“ Barcelonas ein, die vor allem von der Kirche und der Klassenspaltung geprägt ist. Während Dalmau als Protegé seines wohlhabenden und gläubigen Arbeitgebers einer erfolgreichen Zukunft entgegenblickt, hat sich Emma dem Kampf der Arbeiter für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen verschrieben. Im Laufe der Geschichte erleben wir mit, wie der Konflikt zwischen dem wohlhabenden Bürgertum, das eng mit der Kirche verbunden ist, und den unter schlechten Bedingungen lebenden Arbeitern sich immer mehr zuspitzt, bis er schließlich zu eskalieren droht. Die Liebe zwischen Dalmau und Emma wird im Laufe der Jahre durch die Klassenkämpfe, aber auch durch das Schicksal und falsche Entscheidungen zutiefst erschüttert und doch ist da immer ein unsichtbares Band, dass die beiden scheinbar zusammenhält. Doch wird das schließlich auch im Angesicht tödlicher Gefahr ausreichen, um ihnen eine zweite Chance zu geben? Was hier klingt wie eine Liebesgeschichte ist in Wirklichkeit soviel mehr: Der Autor lässt uns eintauchen in die Ereignisse, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Barcelona über mehrere Eskalationsstufen hinweg zur „Semana Trágica“, der Tragischen Woche führten. Schon nach den ersten 30 Seiten war ich in Barcelona. Ich WAR DA! Die Sprache des Autors ist sehr bildhaft und er versteht es großartig, damit die richtige Atmosphäre zu erschaffen. Falcones macht greifbar, was es bedeutete, in der damaligen Zeit in dieser Stadt zu leben, zu lieben, zu arbeiten und - vor allem auch – zu träumen. Er lässt die katalanische Metropole auferstehen und erschafft mit seinem Roman eine Liebeserklärung an die Künstler und Architekten, die sie hervorgebracht hat. Dem Autoren ist es meiner Meinung nach außerdem meisterhaft gelungen, das Leben und Leiden der Frauen dieser Zeit heraufzubeschwören. Mit Emma hat Falcones hierbei eine extrem starke Persönlichkeit erschaffen, die mir durch ihren Mut und ihre Stärke noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Gefangen zwischen der Konservativen und der Moderne begleiten wir Dalmau und Emma dabei, wie sie versuchen in all diesen Umbrüchen zu sich selbst und gleichzeitig ihren Platz in dieser widersprüchlichen Welt zu finden. Das Buch wird dabei seinem Titel „Die Tränen der Welt“ nur allzu gerecht, denn Grund zum Weinen gibt es durch die Vielzahl an Schicksalsschlägen und Ungerechtigkeiten, die das Leben der beiden Protagonisten immer wieder erschüttern, nur all zu viele. So muss ich auch leider sagen, dass die Schwermütigkeit des Romans, mich oft davon abgehalten hat zum Buch zu greifen und ich kann nicht behaupten, dass ich „nur so durch die 700 Seiten geflogen bin“. Falcones hat sich entschieden, ein düsteres, melancholisches Buch zu schreiben, und auch wenn ich im Nachgang nicht sagen würde, dass ich es gerne gelesen habe (dafür habe ich zu oft und zu sehr mitgelitten), bin ich doch froh, es getan zu haben und möchte noch mehr von Herrn Falcones lesen. Denn eines kann ich mit Sicherheit sagen: Die Geschichte hat mich, einer Zeitreise gleich, nach Barcelona befördert. Und das hat in vergleichbarer Art zuletzt nur der großartige Carlos Ruiz Zafón mit „Der Schatten des Windes“ geschafft.

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