Rezension zu
Die Geschichte einer unerhörten Frau
Eine Familiengeschichte
Von: Julia BohrGussy ist ihrer Zeit voraus und wagt es, sich in einer Zeit scheiden zu lassen, in der es nicht nur die Schuldfrage, sondern auch die gesellschaftliche Schmach gratis dazu gibt. Was für uns heute selbstverständlich erscheint, wurde in den 50er und 60er Jahren tatsächlich als „unerhört“ (vgl. Titel) empfunden. Gussy kümmert sich selbstsicher und hervorragend um ihre beiden Kinder. Doch statt Zuspruch zu erhalten, ist sie diversen negativen Bemerkungen zu ihrem Familienstand ausgesetzt. Zu allem Übel wird sie auch noch von einem homosexuellen Gentleman, als potenzielle Tarn-Ehefrau entdeckt. Mit einer Heirat soll Gussy ihm helfen, seine Identität zu verschleiern. Insgesamt ist es der Autorin gut gelungen, uns die Nachkriegsjahre authentisch nahe zu bringen, allerdings fehlte mir an der ein oder anderen Stelle ein bisschen der Spannungsbogen und der ständige Personenwechsel zwischen den Kapiteln nervte leider sehr. Nach meinem Geschmack wurde dem Ex-Ehemann zu viel Beachtung geschenkt, was wiederum nicht zum Titel passt. Wer sich für das Thema Emanzipation interessiert, sollte das Buch unbedingt lesen. Letztendlich haben wir es solchen Frauen zu verdanken, dass die Begriffe „Scheidung“ und „Alleinerziehend“ heute nicht mehr so einen negativen Beigeschmack haben.
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