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Rezension zu
Was in jener Nacht geschah

Eindrücklich und hochspannend

Von: Elena_liest
17.08.2021

"Sie hat es nicht vergessen. Sie weiß noch alles. Sie wird immer alles wissen, jedes Detail, jede Einzelheit, auch wenn sie nichts davon laut aussprechen will. Jedes Mal, wenn sie irgendetwas von all dem laut ausspricht, wird es größer, also behält sie es in ihrem Innern und spricht nur aus, was sie muss." - Katherena Vermette, "Was in jener Nacht geschah" Winnipeg, North End: Als Stella in jener verschneiten Februarnacht aus dem Fenster schaut, scheint sie zu erstarren: Sie beobachtet die brutale Vergewaltigung und Misshandlung einer jungen Frau. Stella schafft es, die Polizei zu rufen - doch als diese vier Stunden später eintreffen, glauben sie ihr nicht. Die Polizei geht von einer Schlägerei unter Gang-Mitgliedern aus, eine Vergewaltigung sei bei diesem Wetter draußen doch gänzlich unwahrscheinlich. Aber Stella weiß, was sie gesehen hat. Und am nächsten Tag wird ein Mädchen mit schlimmen Verletzungen in die Notaufnahme gebracht... "Was in jener Nacht geschah" von Katherena Vermette ist einer der eindrücklichsten und spannendsten Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Auf den ersten Blick scheint die Geschichte fast ein Krimi zu sein, auf den zweiten Blick geht die Autorin hier aber viel tiefer: Sie erzählt von indigenen Frauen in Kanada, der generationenübergreifenden Gewalt, die man ihnen angetan hat - und immer noch antut - und den daraus resultierenden Traumata, die sich von Müttern auf Töchter und Enkelinnen überträgt. Katherena Vermette ist selbst eine Red River Métis und in Winnipeg geboren. In ihrem Roman gibt sie den Lesenden viel Wissen über die indigene Bevölkerung Kanadas weiter. Sie berichtet von offenem Rassismus und solchem in Form von Mikroaggressionen innerhalb von Beziehungen zwischen weißen und indigenen Personen, von der Polizei, die auf die Indigenen herabschaut und ihre Probleme nicht ernst nimmt, sie als lästig empfindet und von der ständigen Sexualisierung und dem Missbrauch indigener Kanadierinnen. Gerade letzteres macht auch auf die verschwundenen indigenen Frauen Kanadas aufmerksam und ist gerade mit diesem Hintergrund besonders erschütternd. Sprachlich und stilistisch ist der Roman nicht ganz einfach zu erfassen. Es kommen sehr viele Charaktere zu Wort, wodurch ein feines Geschichts- und Beziehungs-Netz gesponnen wird, das von den Lesenden entwirrt werden muss. Zu Beginn fällt es schwer, sich einen Überblick zu verschaffen - da kann ich nur empfehlen, den Stammbaum am Ende des Buches im Blick zu behalten. Mit diesem ist es ein bisschen leichter, die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Personen zu verstehen. Für mich war diese Komplexität der Geschichte und Figuren aber genau richtig - ohne hätte das Buch wohl nicht so gut funktioniert. Auch der Wechsel zwischen der personalen und der Ich-Erzählung fand ich sehr interessant und passend. Katherena Vermette hat mich mit "Was in jener Nacht geschah" von Anfang an in ihren Bann gezogen und gefesselt. Ihr Roman ist einerseits augenöffnend und lenkt den Fokus auf ein Thema, mit dem ich mich bisher eher sporadisch beschäftigt habe. Andererseits ist das Buch aber auch eine Ode an Freund*innen- und Verwandtschaften, an die starken Bande zwischen Müttern, Töchtern, Enkelinnen, Tanten und Nichten. Und: Es ist atemberaubend spannungsgeladen. Von mir gibt es definitiv eine Leseempfehlung!

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