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Rezension zu
Was in jener Nacht geschah

Der Wert der indigenen Kanadierin

Von: Lotte
16.08.2021

Ich gebe zu, dass ich vom Klappentext her nicht darauf kam, dass es sich um einen gesellschaftskritischen Roman handelt, hätte mir dieses wunderbare Werk andererseits dann aber eventuell auch entgehen lassen. Mit den kanadischen Ureinwohnern als Bevölkerungsgruppe habe ich mich bislang noch gar nicht auseinandergesetzt und betrat für mich absolutes Neuland. Ausgehend von der vermeintlichen Vergewaltigung, welche eine junge Frau von ihrem Fenster aus beobachtet, folgen wir unterschiedlichen Erzählsträngen, die schlussendlich natürlich alle zusammenlaufen und sowohl die Protagonistinnen als auch die Handlungsstränge zusammenführen. Wir haben die junge Mutter Stella, eine Indigene, die aber einen Hellhäutigen geheiratet hat und mit ihm ein neues Leben angefangen hat, deren Oma Kookom der Familie, die zwei Töchter - Cheryl und Rain - sowie deren Enkelinnen Lou, Paul und eben Stella. Sie alle kämpfen um ihren Platz in der Gesellschaft, haben als Frauen neben Gewalt, Verachtung, Unzuverlässigkeit und Verlassenwerden von Männern viel Negatives erlebt, schöpfen jedoch im Zusammenhalt als Familie ihre Kraft.  Stück für Stück erfahren wir, was die einzelnen Frauen der Familie erlebt haben, wo sie gerade stehen, welche Sorgen sie mit sich tragen. Was ich ein bisschen schwer fand, ist die Tatsache, dass die Beziehungsgeflechte nicht ganz klar sind und jeder mindestens einen Spitznamen hat so dass ich oft nicht mehr klar durchgeblickt habe. Hätte ich zu Beginn gewusst, dass es am Buchende einen Stammbaum gibt, wäre das durchaus hilfreich gewesen ;) So tragisch im Prinzip die einzelnen Schicksale sind, so bewundernswert sind die Frauen, welche sich ihrem Schicksal stellen und Stärke beweisen. Dass Frauen aber nicht nur Opfer sind, sondern selbst zu Tätern werden können, verwundert da nicht, wobei sich der Hass auch hier leider wiederum gegen eine Frau richtet. Auf alle Fälle eine sehr spannende und sehr intime Gesellschaftsstudie, die mir wieder bewusst macht, wie gut ich es habe, dass ich viele dieser Kämpfe nicht mehr fechten muss, weil das die Generationen vor mir getan haben.  Perfekte Lektüre für ruhige Abende im Bett. 

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