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Rezension zu
Die Telefonzelle am Ende der Welt

Ein sensibles, ruhiges Buch über Verlust und Hoffnung

Von: lenislesestunden
28.07.2021

"Mit denen zu reden, die nicht mehr da waren, dachte sie, könnte ja vielleicht nicht schaden. Sie musste nur akzeptieren, dass die Hände nichts berühren würden, dass die Kraft der Erinnerung stark genug war, um Lücken zu füllen, und dass die Freude zu lieben sich nicht darauf konzentrierte, Liebe zu empfangen, sondern nur, sie zu geben." - S. 77 ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Yui hat im Tsunami, der 2011 Japan verwüstete, ihre kleine Tochter und ihre Mutter verloren. Auch wenn sie ihr Leben weiterführt, Radiosendungen moderiert und ihren Körper irgendwie am Leben hält, kehren die traumatischen Erinnerungen immer wieder zu ihr zurück. Als sie vom "Telefon des Windes" hört, das abgelegen auf einem Berg von vielen Trauernden aufgesucht wird, um dem Wind und angeblich auch den Stimmen der Vergangenheit zu lauschen, entschließt sie sich, diesen Ort zu besuchen und trifft dabei auf höchst unterschiedliche Menschen, die Verluste zu verarbeiten versuchen. Während die einen wütend sind und in den Hörer schreien, stehen die anderen nur schweigend da oder bringen es, so wie Yui, zunächst gar nicht über sich, die Telefonzelle überhaupt zu betreten. Es braucht Zeit und viele Gespräche und Spaziergänge im Garten, bis Yui langsam beginnt, wieder so etwas wie Hoffnung zu verspüren. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Etwas so individuelles wie Trauer in Worte zu fassen, ohne unsensibel oder zu allgemein zu sein, stelle ich mir unheimlich schwierig vor. "Die Telefonzelle am Ende der Welt" ist ein Buch, das dem Schmerz Raum gibt und ihn nicht kleinredet, aber trotzdem ein leises, hoffnungsvolles Gefühl beim Lesen hinterlässt. Mit großem Fingerspitzengefühl für die unterschiedlichen Figuren und zarter, metaphorischer Sprache beschreibt Laura Imai Messina mit viel Geduld und Zeit für kleine Details, wie Freude auch nach schrecklichen Erlebnissen vielleicht wieder möglich ist. Gerade angesichts der Bilder der Unwetterkatastrophe hier haben mich die Schilderungen vermutlich noch etwas mehr berührt, als sie es sowieso getan hätten. Ich war sehr ergriffen und kann euch das Buch empfehlen, wenn ihr euch der Thematik gerade gewachsen fühlt.

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