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Rezension zu
Der Windhof

Eine emotionale Achterbahn

Von: Brigitte Ahlers
15.07.2021

Der Windhof Dieser unschuldig wirkende Titel ließ noch nichts davon erahnen, wie viel Emotionen mich beim lesen des Buches mitreißen würden! Ich hatte mich auf eine unterhaltsame Lektüre eingestellt, wobei mich die Thematik, zwei starke Frauen - eine in der Gegenwart und die andere in der Zeit des Krieges - dabei am meisten interessierte. Auf der einen Seite Mel, die es nicht schafft über den frühen Tod ihres Mannes David hinwegzukommen und in all ihrer Trauer und ihrem Schmerz seit zwei Jahren gefangen ist und dabei immer tiefer in Depressionen versinkt. Ihre Teilnahmslosigkeit gegenüber allem, was Leben ausmacht, ist dabei so gut beschrieben, dass man sie zwischendurch einfach mal in den Arm nehmen möchte oder aber sie durchschütteln will, damit sie aus ihrer Lethargie herauskommt. Selbst ihre beste Freundin kommt nicht mehr an sie heran. Was für ein Glück, dass das Schicksal selbst eingreift und ihr eine Aufgabe zuweist, der sie sich nicht entziehen kann. Wenn auch nur widerwillig und in der Hoffnung, dass es schnell geht und sie sich dann wieder ungestört in ihr Trauerloch fallen lassen kann. Doch es kommt natürlich ganz anders. Ihre Großmutter Lene hat sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Sie wohnt noch in Mels alter Heimat im Westerwald - auf dem alten, titelgebenden Windhof. Auch wenn die beiden unterschiedlichen Frauen anfänglich Schwierigkeiten damit haben, sich anzunähern, gelingt es Lene mit der Zeit Mels Interesse an ihrer Lebensgeschichte zu wecken. Vor allem in der Kriegszeit hat auch Lene schwere Verluste hinnehmen müssen. Etwas, was die beiden Frauen verbindet. Nicht zuletzt sorgt der ortsansässige Bürgermeister dafür, dass man Lenes geliebten Mann Paul rekrutiert. Als Parteimitglied der SS lässt er so seinen Hass und seine Härte an den beiden aus, die, wie er weiß, einen jüdischen Mann und eine jüdische Frau bei sich beschäftigen. Denn eigentlich hätte Paul als Landarbeiter auf seinem Hof gar nicht einberufen werden können. Später versteckt Lene ihre mittlerweile zur guten Freundin gewordenen Magd in einer kleinen Luke unter dem Heuboden, was das Leben aller auf dem Hof natürlich gefährdet. Diese Erinnerungen, die Lene jetzt fast jeden Abend im Bett liegend mit ihrer Enkelin teilt und der regelmäßige Besuch des jungen Dorfarztes, bei dem Mels Herz auf einmal anfängt schneller zu schlagen, sorgt nach und nach dafür, dass Mel langsam aus ihrer selbst auferlegten Isolation ausbricht und ihr Interesse am Leben neu erwacht. Der Schreibstil von Sonja Roos ist einfach mitreißend, anders kann man es nicht ausdrücken. Jedes neue Kapitel macht neugierig und die Spannung wie es weitergeht, ist kaum auszuhalten. Man fiebert mit den gut ausgearbeiteten Charakteren der Protagonisten mit und auch ich kam nicht ohne etliche Packungen von Papiertaschentüchern über die leider viel zu kurze Lesezeit. Ich lese ziemlich schnell.. Fazit: Es gab in der letzten Zeit kein Buch, welches mich mehr aufgewühlt und mitgerissen hat wie "Der Windhof". Und dabei habe ich schon viele Bücher mit ähnlichen Schicksalen gelesen, die auch sehr gut geschrieben waren. Für mich ein emotionales Feuerwerk der Gefühle, welche noch lange nachhallen werden. Eine absolute Leseempfehlung von mir mit fünf Sternen!

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