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Rezension zu
Caspers Weltformel

Die Formel zu sich selbst

Von: Mellenkowitzsch
12.06.2021

„Aber vor der Freiheit kommt eben die Befreiung, und die läuft in den seltensten Fällen friedlich ab.“ Die Autorin Victoria Grader beschreibt in ihrem Roman „Caspers Weltformel“ die Befreiungen dreier Charaktere aus den verschiedensten Lebenssituationen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dabei haben Casper, Ilona und János aber eins gemeinsam: Zu verstehen, dass es wichtig ist, dass alles einmal zu Ende geht und die Bereitschaft die Welt mit anderen Augen zu sehen. Der Hauptprotagonist Casper promoviert in Physik in einem Büro in Berlin. Sein Alltag verläuft jeden Tag gleich. Obwohl er die Physik liebt, sind ihm die Gefühle zur Wissenschaft abhandengekommen. Er fühlt sich verloren, in einer Sackgasse. Bis er an einem Tag seinen Zug auf dem Weg zu seiner Mutter verpasst. Anstatt diesen Weg weiterzuverfolgen, nutzt er seine plötzlich gewonnene Freiheit und nimmt den nächstbesten Zug woandershin. Budapest ist nun das Ziel. Ohne Verpflichtungen und offen für alles, macht er sich auf den Weg, um neue Orte, Menschen und Momente kennenzulernen. Auf der Suche nach der einen Formel für das Leben, begegnet er Ilona und János. Ilona ist das völlige Gegenteil zu Casper. Irrational, launisch und verträumt. Mit János, einem einfachen Lastkraftwagenfahrer, der das Herz auf der Zunge trägt, findet er einen echten Freund. Mithilfe der Begegnungen und der Erlebnisse findet Casper letztendlich wonach er sucht. Jedoch ist das ganz anders als erwartet. Zu Beginn des Romans sind die Figuren distanziert dargestellt, jedoch werden die Barrieren im weiteren Verlauf schnell überwunden und das Hineinversetzen in die Gefühlslagen gelingt immer besser. Die Reaktionen der Protagonisten sind teilweise sprunghaft und unerwartet. Oft anders als gewünscht. Doch genau diese Situationen machen die Protagonisten nahbar und liebenswürdig. Die unterschiedlichen Sichtweisen werden gestützt durch die Abgrenzung der Kapitel aus Sicht Caspers und Ilonas. Zwischendurch sind aufeinanderfolgende Situationen nicht vollständig schlüssig bzw. unverständlich was diese zum Gesamtkontext beitragen sollen. Das Ende des Buches überrascht noch mal in jeder Hinsicht. Obwohl es ein offenes Ende ist, fühlte ich mich als Leserin abgeholt und als wäre die Geschichte abgeschlossen. Victoria Grader vereint Rationalität und Irrationalität auf eine humorvolle, liebenswürdige und brutal ehrliche Art, von der ich wünschte, dass diese im Alltag ebenfalls einmal so zur Sprache käme. Casper sagte, dass er in Berührung mit dem Leben von anderen Menschen gekommen sei und vielleicht Spuren in deren Köpfen und vielleicht sogar Herzen hinterlassen habe. Das hat der Roman bei mir auf jeden Fall. „Caspers Weltformel“ sollte jede:r lesen, wer aus Alltagssituationen durch skurrile Momente gerettet werden und den Schritt zur eigenen Weltformel gehen möchte.

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