Rezension zu
Trauma

Als Leila aufwacht, muss sie erst einmal ihre Gedanken sortieren, denn eins ist klar: sie befindet sich definitiv nicht in ihrem Bett und nicht einmal in ihrem Zuhause. So langsam stellen sich ein paar Erinnerungen ein. Sie befindet sich in einer Psychiatrie und wird beschuldigt ihren Freund und Liebhaber getötet zu haben. Eigentlich kann sie sich nicht vorstellen, dass sie zu einem Mord fähig ist, aber die Flashbacks und Träume deuten dieses tatsächlich an. Wie konnte das passieren? Und was ist überhaupt tatsächlich passiert? Als Leser verfolgt man das Geschehen durch Leilas Augen, die als Ich-Erzählerin auftritt. Dadurch hat man das „Problem“, dass man genauso ahnungslos ist, wie die Protagonistin selbst. Das macht aber den Reiz des Buches aus, denn man ist stets ganz nah am Geschehen. Mundt schafft es, dass man mit Leila leidet, dass man sie sympathisch findet und hofft, dass sie doch unschuldig ist. Man erhält einen interessanten Einblick in das Leben der Psychiatrie und vor allem in einen Patienten wie Leila, der sich nicht erinnern kann, der versucht aus Bruchstücken ein Ganzes zusammen zu setzen und der schwankt zwischen „Will ich die Wahrheit wirklich wissen oder wäre eine dauerhafte Amnesie nicht besser, als festzustellen, dass ich tatsächlich jemanden getötet habe?“. Dieses fand ich sehr authentisch und gut umgesetzt. Da spürt man meiner Meinung nach, dass Angélique Mundt beruflich seit Jahren mit der Psyche von Menschen arbeitet. Fazit: Ein Thriller, der eigentlich „ruhig“ ist, der aber durch den direkten Blick durch die Augen der Protagonistin und den Fokus auf ihre Psyche lebt und dadurch spannend zu unterhalten weiß. 4,5 Sterne, die ich gerne auf 5 aufrunde.