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Rezension zu
Treue Seelen

Toll durchdacht - eine Perle auf den zweiten Blick!

Von: melodram
06.06.2021

Zehlendorf-Westberlin 1986, kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe: Barbara und Achim ziehen aus der Bonner Provinz in eine großzügige Zehlendorfer Wohnsiedlung. Die Quartiere der ehemaligen SS-Offiziellen sind wohnlich, gut ausgebaut und haben aufmerksame Nachbarn. Und dann ist da noch die zehn Jahre ältere Marion von nebenan, die Achim beim Rauchen auf dem Dachboden entdeckt. Geflüchtet vor ihrem Alltag aber auch von Ost nach West - mit 15 Jahren. Schon bald würde er lieber mit als neben Marion wohnen. Wären da nicht Barbara und Marions Mann Volker und die Zwillinge. Während Barbara selbst an Trennung denkt und die halb ausgepackten Kisten derweil schon wieder halb einpackt, stellt Volker Achim zur Rede. Aber da ist eben was, was die beiden haben - Achim und Marion, und sie treffen sich weiter. Um sich vor neugierigen Blicken zu schützen, fahren sie ab und zu nach Ostberlin und schließlich auch zu Marions Schwester Sybille. Wiedersehen nach 25 Jahren. Läuft gut für die beiden, zumindest im Osten - wäre da nicht Achims „Geschenk“ für Sybille, das alle mehr überrascht, als ihnen lieb ist. Till Raether hat mit „Treue Seelen“ einen scheinbar unaufgeregten Ost-West Roman geschrieben, der es faustdick hinter den Ohren hat. Mit gekonnten Perspektiv- und Zeitwechseln gewährt er dem Lesenden tiefe und unmittelbare Einblicke in die Köpfe aller Charaktere. Spielerisch und mit einer raffinierten Leichtigkeit gibt er dieser Geschichte und damit vor allem den Protagonist*innen eine sehr eigene, detaillierte Note indem er kurze, scheinbar noch nicht zu Ende gedachte Sätze wie Gedankenfetzen aufs Papier zaubert. Wirklich beeindruckend! Neben der Zeichnung eines sorgfältig ausgearbeiteten Bild des geteilten Berlins, setzt er Vergangenes in aktuellen Kontext, wodurch der Roman nochmals an Tiefe gewinnt. Ein sehr gelungenes Werk, das man aufmerksam lesen sollte um es in seiner ganzen Schönheit wahrnehmen zu können!❤️

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