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Rezension zu
Bergland

Die Zyklen des Innerleit-Hofes

Von: amara5
31.05.2021

Im Südtiroler Tiefenthal liegt ganz oben auf 1670 Metern der Innerleit-Hof – dort hat schon Rosa den harten Bauernhof-Alltag bestritten, den Zweiten Weltkrieg und seine Verwundeten erlebt, Kinder zur Welt gebracht und sich im Einklang mit der Natur um Vieh und Land gekümmert. Viele Jahre und zwei Generationen später sind es Rosas Sohn Sepp, Enkel Hannes und seine Frau Franziska, die sich mit den neuesten Bestimmungen und Technologien um das Wohl von Feriengästen kümmern. Doch die moderne, schnelle Welt und die Veränderungen in Südtirol lassen die Familie an ihre menschlichen Grenzen kommen. In mehreren Erzählschichten schildert Autorin Jarka Kubsova die fiktive Geschichte eines jahrhundertealten Hofes und seinen Bewohnern über mehrere Generationen – man merkt es dem Roman positiv an, dass Kubsova sieben Monate auf einem dieser Bergbauernhöfe verbracht hat, um die Atmosphäre einzufangen. Dicht, szenisch und bildhaft erzählt sie von den Abläufen eines harten, aber auch zufriedenstellenden Bauernhof-Alltags, von historischen Ereignissen in Südtirol und von Fort- und Rückschritten sowie Modernisierungsmaßnahmen auf dem touristischen Land. Die Zeiten springen zu Rosa während und nach dem Krieg sowie zu Sepp, Hannes und Franziska in der Gegenwart – die junge Mutter schlittert durch die kräftezehrenden Verpflichtungen, die ein Gasthof und mittlerweile vier Kinder mit sich bringen, zusehends in einen Burn-Out. Die junge Familie ist kurz vor dem Aufgeben und Verkauf des Hofes – kann sie Alternativen für den Gasthof-Betrieb finden und wird Vater Sepp sich den Neuerungen anpassen und dazu beisteuern können? Zarte Naturbeschreibungen und packende Landwirtschaftsszenen treffen auf eine einfühlsame Familiengeschichte der Bergbauern, Vergangenheit auf moderne Gegenwart, wortkarge Bauern auf starke Frauen und Historisches auf Fiktives. Jarka Kubsova schreibt flüssig und einfühlsam in klarer Sprache und setzt ein szenisches und sehr menschliches Puzzle einer Familie, aber auch von Tiefenthal und seinen Menschen über mehrere Jahrzehnte zusammen. Dabei kommen auch Kritik an modernem Reiseverhalten auf Bauernhöfe und deren Umrüstung zu wirtschaftlich lukrativen Betrieben nicht zu kurz. Ein schönes Debüt! „So ging das Leben weiter, eins folgte auf nächste, eine Pflicht auf die andere, und auch wenn sich jeder Handschlag zäh und unendlich schwer anfühlte, war Rosa froh um diese Aufgaben, weil sie den Tag antrieben wie ein Puls. Es war der Herzschlag des Hofes.“ S. 165

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