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Rezension zu
Bergland

Quo vadis, Bergbauernhof?

Von: Dr. Birgit Anderegg
26.05.2021

Drei Generationen, vier Leben auf einem unwirtlich, einsam gelegenen Berghof in Südtirol. Neuerungen wie Strom, Straßen, große Landmaschinen kommen hier nur verzögert an und fassen nur schwerlich Fuß. Und wenn sie dann endlich Fuß gefaßt haben, hat die Zeit das Dorf, das nur von außen, mit den Augen der Städter:innen betrachtet, ein Idyll ist, schon wieder einmal mehr überholt und weit zurückgelassen. Kubsova zeichnet vor allem die Charaktere der "Urmutter" Rosa, die nach dem 2. Weltkrieg den Berghof alleine bewirtschaftet und sich zu einer Art Permakultur-Pionierin entwickelt, sowie ihren knorrigen Sohn Sepp, das ungeliebte Kind sehr scharf und deutlich. In diesen Figuren manifestieren sich die Probleme, die ursprüngliche Selbstversorgerhöfe überall in Mitteleuropa zu bewältigen hatten, Gedankengänge, die auch heute noch die alten Landwirte umtreiben, die sich inmitten von EU-Subventionen, Gewinnmaximierungsdruck und sozialer Abwertung ihres Berufsstandes trotz alldem die Liebe und Verbundenheit zu ihrer Scholle, den Tieren und Pflanzen irgend erhalten wollen. Die junge Generation, die die modernen Landwirte Hannes und Franzi verkörpern, sind der Autorin leider etwas schwach und beliebig geraten. Gerade vor dem Transparent der Großmutter Rosa, die den Boden und die Pflanzengesellschaften zu lesen wußte, wie vor dem beruflichen Hintergrund der Biologin, den Kubsova Franzi mitgegeben hat, hätte man ein womöglich sogar leidenschaftliches Plädoyer für eine moderne ökologische Landwirtschaft zeichnen können. So bleibt diese Chance leider ungenutzt und beschränkt sich auf die leicht romantisierend-anklagenden Darstellungen, was mit den Alten und ihrem Wissen alles - vermeintlich unrettbar - verloren gegangen ist. Ein süffig zu lesender Text bleibt es dennoch für diejenigen, die sich für das bergbäuerliche Leben im Damals und Heute interessieren. Literarisch nicht allzu anspruchsvoll, inhaltlich, v.a. im Bezug auf ein "quo vadis, Landwirtschaft und Dorfleben?" mit einigen wirklich interessanten Schlaglichtern. Daß das Buch auch noch schön gebunden und haptisch außerordentlich ansprechend ist, ist ein kleiner Extra-Bonus.

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