Rezension zu
Caspers Weltformel
Das Leben ist unberechenbar.
Von: Hana WiddigeDer Roman „Caspers Weltformel“ von Victoria Grader ist ein Buch für diejenigen, die sich immer schon fragten, was passiert, wenn der Zufall in das Leben tritt und man vom alltäglichen Plan abweicht. Für Casper bedeutet das, in einen anderen Zug zu steigen und an einem anderen Ziel anzukommen. In Caspers Versuch, die Welt mittels einer Formel zu verstehen, fällt der Zufall ein. Es verschlägt ihn nach Budapest. Zufällig lernt er dort Ilona kennen. Durch einen weiteren Zufall wird ihre gemeinsame Bleibe zerstört und sie machen sich zusammen auf den Weg nach Istanbul. Ein nächster Zufall trennt die beiden auf ihrer Reise und Casper fährt zurück nach Deutschland. Casper erkennt dadurch, dass man das Leben nicht mit Formeln berechnen kann, Ilona, dass man das Leben nicht mit einem Instagram-Account eines Multimediastars verwechseln darf, sondern einfach leben muss. Die beiden Protagonisten Casper und Ilona entstammen grundverschiedenen Lebenswelten und besitzen unterschiedliche Wissensdimensionen. Die Charaktere der Figuren erklären sich im Miteinander. Im Kontrast werden sie als Menschen voller Überzeugungen und Enttäuschungen greifbar. Das unterstreichen die alternierenden Kapitelüberschriften und ein Erzähler, der die Innensicht der Figuren spiegelt, zu Beginn des Romans jedoch distanziert wirkt. Auf seiner Reise begegnet Casper weiteren Menschen, ausnahmslos Männern. Die Einblicke in deren Leben verlaufen im Nichts. Einzige Ausnahme ist hier der sympathische alte János, der Caspers Leben durch sein eigenes widerspiegelt und sich als echter Freund erweist. Casper und Ilona zeigen sich als Suchende und wirken in ihrer Weltanschauung naiv. Casper wird als (be)rechnender Physiker nicht richtig greifbar, obwohl zunehmend deutlich wird, dass er sein Handeln immer stärker an Ilona ausrichtet, so, wie er es wohl vorher an seiner Weltformel orientiert haben muss. Das zeigt kurz vor Ende des Romans ein Blick in sein Leben vor der Fahrt nach Budapest. Zum Schluss bricht Casper erneut nach Istanbul auf. Seine zufällige Begegnung dort bietet einen hoffnungsvollen Ausblick.
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