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Rezension zu
Rothaarig und wild entschlossen!

Berührt, bewegt, begeistert...

Von: Claudia
09.05.2021

Ich habe dieses Buch verschlungen, nahezu in einem Rutsch gelesen, mit nur einer nächtlichen Unterbrechung. Gerade der erste Teil, der mehr als ein Drittel des Buches ausmacht, hat mich gepackt und nicht wieder losgelassen. In diesem ersten Teil mit dem Titel “Die Kindheit, die keine war” habe ich mich, nein, nicht oft wiedererkannt, aber ich konnte mich sehen, durch andere Augen, durch Jutta Kammanns Augen, wie aus der Vogelperspektive sehen und vieles aus meiner eigenen Kindheit, gerade was durch das Umfeld, die äußere Situation bedingt war, wiedererkennen. Mit einem allerdings mehr weinendem denn einem lachenden Auge, oft aber auch mit Staunen, daß es einem anderen Menschen, Mädchen, so erging wie mir. Zwischen ihren und meinen Erfahrungen liegen 12 Jahre Altersunterschied, und doch sind sie so ähnlich. Ich entdeckte in Vergessenheit geratene Worte wieder wie z.B. “Erfrischungsraum” und “Mannequin”, die Schleusen zu längst vergessenen Erinnerungen öffneten. Über Kinderheime aus dieser Zeit und ihre innewohnenden Grausamkeiten ist ja mittlerweile auch einiges bekannt, also spare ich mir das hier. Kurzum, Jutta Kammann beschreibt in diesem ersten Teil eine Kindheit zwischen Nachkriegsdeutschland und Aufbruch der 68er, wie sie, unabhängig von persönlichen Familienkonstellationen, wohl viele erlebt haben werden, so daß sich erst im Rückblick die eigenen Erfahrungen und Erinnerungen auch zeitgeschichtlich einordnen lassen können. Dies tut sie in einer für mich angenehm sachlichen, teils humorvollen aber nie wehleidigen oder Mitleid heischenden Sprache. Der zweite Teil “Die Frau an seiner Seite” umfasst ihre Lebenspartnerschaft mit Wilhelm Semmelroth und ihren Weg zur Schauspielerei, der dritte “Abschied und Neubeginn” nach seinem Tod ihre Zeit als Serienschauspielerin in Leipzig (mit für mich vielen interessanten Details aus dem Making Off einer Serie) und der vierte, letzte Teil “Umzug und Einzug in mein neues Leben” reicht bis in die Gegenwart. Jutta Kammann zeigt sich in ihrem Buch als eine verletzte, verletzliche und doch auch überaus starke Frau mit unbändiger Lebenslust und Lebenswillen, als eine Frau, die Mut macht, sich den Unbillen des Lebens zu stellen, als eine, die nicht aufgibt, sondern als eine, die immer auch zu geben vermag. Als eine, die von sich sagt: “Ich genieße das Leben. Ich mache das Beste daraus.” Zum Abschluß ein Zitat aus ihrem Buch: “In meiner neuen Rolle als Botschafterin (der barrierefreien Bildungs- und Erholungsstätte Langau e.V. , Anmerk.d. A.) Hielt ich eine Rede und erläuterte den Gästen unter anderem, welche Bedeutung das Wort “Engel” für mich hat - Buchstabe für Buchstabe. E wie Erhören ohne zu verurteilen N wie Nahebringen ohne vereinnahmen zu wollen G wie Geben ohne etwas zu erwarten E wie Einfühlen ohne dich selbst zu verlieren L wie Lieben ohne besitzen zu wollen.” (S.207) Ich danke dem Verlag, der mir das Buch zum Rezensieren kostenlos zur Verfügung gestellt hat - vorurteilsvoll hätte ich mir nicht die Lebensgeschichte einer Oberschwester Ingrid aus der Fernsehserie In aller Freundschaft gekauft - und mir wäre die Biographie einer bewundernswerten Frau entgangen...

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