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Rezension zu
Räuber

Unterhaltsam, doch voller Klischees

Von: @_exlibris
19.04.2021

Der junge Bauarbeiter Olli Leber lebt mit seiner Mutter in einer Sozialwohnung am Rande der Berliner Innenstadt. Kurz nach dem Tod des Vaters - als Spätfolge eines Arbeitsunfalls - wird auch noch der Wohnblock in dem die beiden leben als Spekulationsobjekt verkauft. Es droht der Umzug in die Ghettos am Stadtrand und damit der endgültige soziale Abstieg. Doch Olli will nicht kampflos aufgeben. In der Journalistin Amelie Warlimont findet Olli ganz unerwartet eine Unterstützerin, denn obwohl sie, als klassische Vertreterin des Bildungsbürgertums eher zu den Profiteuren der Gentrifizierung gehört, hat auch sie ein Interesse am Kampf gegen die Immobilienspekulateure. Und auch Amelies bürgerliches Leben ist längst nicht so gefestigt wie es scheint. Das erste Kapitel des Romans finde ich misslungen und deplaziert. Auch nach der vollständingen Lektüre ist mir schleierhaft, was genau damit bezweckt werden sollte, den weder schließt sich der Kreis einer Rahmenhandlung noch gibt es irgendeine Art von Clou, der sich erst im Laufe der Handlung verstehen läßt. Zum Glück findet der Erzählfluss danach schnell in geordnete Bahnen und der Rest des Romans lässt sich angenehm lesen. Mit einer abschließenden Bewertung des Buches tue ich mich schwer. Einerseits haben mich die über 500 Seiten über einige Tage hinweg gut unterhalten (und nicht jeder Roman muss tief berühren, aufrütteln oder etwas in Gang setzten), andererseits triefen sämtliche Figuren nur so vor Klischees. Besonders gestört hat mich die ständig betonte äußerliche Attraktivität der drei Hauptfiguren - und zwar nur dieser-, so als ob das Maß an Schönheit die Bedeutung für die Geschichte widerspiegeln müsste. Gentrifizierung ist zweifellos ein bedeutsames und vielschichtiges Thema, doch der Brisanz wird der Roman nicht mal annähernd gerecht, vielmehr wirkt doch alles eher sozialromantisch verklärt, stellenweise war ich sogar geneigt, ihn als Satire auf Sozialdramen zu lesen. Das Konstrukt gesellschaftlicher Klassen wird hier nicht entlarvt, vielmehr werden die Grenzen sogar noch verstärkt. Olli, Amelie und Falk unternehmem zwar immer wieder Ausflüge in die Welt der anderen, doch verlassen wird keiner seine - offenbar angestammte - soziale Sphäre.

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