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Rezension zu
Einer muss doch anfangen!

Gespür für Gerechtigkeit

Von: Mimi
13.04.2021

In der Biografie "Einer muss doch anfangen! - Das Leben der Sophie Scholl" beleuchtet Werner Milstein den einzigartigen Charakter dieser selbstbewussten jungen Frau. Dabei greift er die damaligen geschichtlichen Ereignisse und gesellschaftlichen Strukturen auf, um die persönliche Entwicklung von Sophie Scholl aufzuzeigen. Ihre Persönlichkeit wird dadurch für den Leser greifbar. Beispielsweise wird Sophies Gespür für Gerechtigkeit und ihren Mut, dafür konsequent einzutreten, mit einer kleinen Anekdote verbildlicht. ***Achtung Spoiler - Beginn*** So trat Sophie - als sie in der ersten Schulklasse war - für ihre ältere Schwester Elisabeth ein, die sie ungerecht behandelt sah: In der Volksschule wurden stets zwei Klassen in einem Raum unterrichtet. Dabei war es üblich, dass die besseren Schülerinnen und Schüler vorne saßen. Einmal kleckste Elisabeth mit dem Füller in ihr Heft, weshalb sie zur Strafe nach hinten sitzen musste. Selbstbewusst trat Sophie an das Lehrerpult und sagte, dass ihre Schwester heute Geburtstag habe und deshalb wieder vorne sitzen solle. ***Achtung Spoiler - Ende*** Von der Chronologie abweichend - aber ein gelungener Einstieg - beginnt die Biografie mit einem bekannten Foto von Sophie Scholl, das sie ernst und nachdenklich in Gesellschaft ihres Bruders Hans und dem Mitstreiter Christian Probst zeigt. Das Bild ist nur sieben Monate vor ihrem Tod entstanden. Die Biografie ist ansonsten chronologisch aufgebaut und mit zahlreichen kleinen Fotos ausgeschmückt. Beispielsweise sind Bilder von Sophies Zeichentalents abgebildet. Abgerundet wird die Biografie durch gut ausgewählte Zitate. Sehr eindrücklich sind dabei insbesondere ihre Tagebucheinträge, Ausschnitte aus ihren Briefen an Freunde und Familie sowie ihre Gedichte. Der Rahmen bildet die Darstellung der geschichtlichen Ereignisse. Lobenswert ist vor allem, dass der Autor sehr umfangreiche Recherchen für das Portrait der Sophie Scholl vorgenommen hat. Er nutzt passende Zitate von Sophie und Personen, die ihr nahe standen, nicht nur für den Buchtitel, sondern auch für Kapitelüberschriften. Der Spruch von Sophie Scholl "Einer muss doch anfangen!" ist als Buchtitel gut gewählt, zeigt er doch ihren mutigen und entschlossenen Charakter in diesen widrigen Zeiten. Viele Fakten aus ihrem Leben waren mir bereits bekannt und dennoch konnte mich der Autor durch die ein oder andere Anekdote überraschen. Die früheste Kindheit und Jugend - die ja entscheidend für die Entwicklung ihres Charakters waren - fand ich besonders eindrucksvoll erzählt. Der starke Anfang der Biografie nimmt nach hinten hin leider ab. Dies liegt vor allem daran, dass sich ein Zitat nach dem anderen reiht. Der Text liest sich wie ein stupider staubtrockener Deutschaufsatz, der lediglich die wichtigsten Fakten auflistet. Zudem sind ein paar Bilder durch den Schwarz-Weiß-Druck und der recht kleinen Größe nur schlecht erkennbar - zum Beispiel der Abdruck der Flugblätter. Bedauerlicherweise hat sich im Text des öfteren der Fehlerteufel eingeschlichen: fehlende Satzzeichen, doppelte Buchstaben und leider auch einmal eine unlesbare Anhäufung von Buchstaben. Ich sehe ja über wenige Tippfehler hinweg, doch in diesem Fall wäre eine nochmalige Überprüfung vor dem Druck angebracht gewesen. Fazit: Guter Anfang, aber schwaches Ende... Die Biografie wird durch zahlreiche Fotos und Zitaten aufgelockert. Der Leser fliegt nur über die Seiten hinweg. Leider nimmt die Lesbarkeit ab dem zweiten Teil wie bereits erwähnt durch eine Anhäufung von Zitaten stark ab. Grundsätzlich ist diese Biografie über die Symbolfigur des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus durchaus lesenswert. Allerdings muss der Leser etwas Durchhaltevermögen mitbringen. Zu empfehlen ist die Biografie grundsätzlich für Jugendliche und Erwachsene - für eben jene, die sich für ein kurzes übersichtliches Portrait von Sophie Scholl interessieren (und sich nicht an den Tippfehlern stören).

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