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Rezension zu
Fly & Forget

Nette Grundgeschichte, zweifelhafte Einbindung heikler Themen

Von: Rebecca C
12.04.2021

Je älter ich werde (und so alt bin ich noch nicht :D), desto schwieriger finde ich die New Adult Geschichten und die Welt, die sie zeichnen. Alles ist ein bisschen zu perfekt, die Dramen ein bisschen zu konstruiert, die Geschichten ein wenig zu fantastisch und da sich am Ende immer alle wieder liebhaben, auch einfach ein bisschen zu weltfremd. Und der wirklich ganz kurze Ausflug in die LGBTQ-Richtung? Schwierig, sehr schwierig... Ich mag die Idee und irgendwie auch die Charaktere, obwohl mir alles sehr perfekt und sehr konstruiert vorkam. Die Kennenlernszene zwischen Liv und Mathilda zum Beispiel: Ich hätte mir gewünscht, dass ich zu Beginn meines Studiums so cool und so schlagfertig gewesen wäre (und das obwohl Liv gerade emotional total angefasst war), aber sind wir doch ehrlich: wir hätten uns alle einen abgestottert, eine Person, die so in unseren privaten Raum eindringt, während man weinend auf der Toilette steht, definitiv nicht sympathisch gefunden und vor allem sehr schnell versucht aus der Situation zu fliegen. Alle Charaktere waren mir gerade zu Beginn des Buches eine Spur zu cool und abgeklärt, wenn man bedenkt, dass alle Anfang 20 sind und gerade das erste Mal auf eigenen Beinen stehen. Ich hätte mir ein paar mehr Kratzer auf der schimmernden Rüstung gewünscht. Liv erscheint mir sehr unreif. Denn es dem ehemaligen besten Freund heimzuzahlen, in dem man ihn als den größten "Fuck Boy" entlarvt? Das scheint mir eher auf dem Niveau unreifer Teenager und wirklich unsympathisch. Überhaupt: Wie wäre es mit ein bisschen gesundem Umgang mit dem Thema "Fuck Boy" gewesen, was hier ja so schön in sämtlichen Klischees eingewoben wurde? Aber die Lösung scheint hier "ach, toll, ist er ja gar nicht" zu sein. Hallo toxisches Beziehungsbild... Und der perfekte Noah, der wirklich wirklich perfekte Noah mit einem scheinbar wirklich düsteren Geheimnis? Mir ein wenig zu unglaubwürdig. Und das düstere Geheimnis? Ich habe schon wirklich früh vermutet, dass genau das die Lösung sein könnte und war dann wirklich enttäuscht. Hier ein kleiner SPOILER: ich kenne mich wirklich nicht aus, aber die Thematisierung der Homosexualität eines Protagonisten, die scheinbar das größte schrecklichste Geheimnis ist und dann irgendwie weggewischt wird und überhaupt nicht weiter thematisiert wird, finde ich extrem schwierig. Ich habe mich beim Lesen etwas unwohl gefühlt, weil es für mich falsch rüberkam. Als wäre es wirklich ein Problem geworden. Da hätte ich mir mehr Offenheit und Toleranz gewünscht, auch wenn ich nicht glaube, dass die Autorin dies fragwürdig gemeint hat. Aber leider kommt es für mich so rüber. Und dann das typische Drama kurz vor Schluss, das in keinem New Adult Roman fehlen darf?! Absolut überflüssig. Es hat mich richtig genervt, weil man ja wusste, dass es dazu noch knallen wird. Zu dem Punkt war ich gerade etwas mehr in die Geschichte eingetaucht, hatte mich mit den Klischees vom Anfang versöhnt und dann kam noch so ein konstruiertes Drama kurz vorm Happy End. Nicht überraschend, aber hat am Ende noch einen Stern gekostet. Denn der Verlauf der Geschichte und der deutlich bessere Schreibstil der Autorin ab der Mitte des Buches hatte mich fast ein wenig versöhnt. Schade. Die Idee der Geschichte ist irgendwie ganz niedlich, wenn man den scheinbar düsteren Part weglasst, aber dessen Auflösung und das gekünstelte Drama hat mich dann doch nicht abgeholt. Und wie gesagt: Themen wie verheimlichte toxische Homosexualität, Drogen, Suizidgedanken etc. anzuschneiden und dann überhaupt nicht aufarbeiten, finde ich extrem zweifelhaft.

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